Tafel: 1000 Personen kommen pro Woche

Weil das Sturmtief „Burglind“ das Tafeldach geschädigt hat, werden die Lebensmittel auf dem Schulhof der Gesamtschule Kaiserplatz ausgegeben.

Tafel: 1000 Personen kommen pro Woche
Foto: Dirk Jochmann

Ulrich Kleina ist ein Mann von bald 61 Jahren. Seine Stimme ist sanft und ruhig, während er im Büro der Krefelder Tafel an der Friedrich-Ebert-Straße an seinem Schreibtisch sitzt. Die Wände hängen voller Bilder: Spendenschecks in Übergröße, Kontakte, Diagramme. Kleina ist hauptberuflich Interims-Manager, wie er es nennt. Er springt bei Unternehmen ein, wenn diese einen Manager-Posten nicht sofort, sondern erst in ein paar Monaten besetzen können. Er weiß also, wie man überbrückt, wie man improvisiert. Das prädestiniert ihn nahezu für die Aufgabe, die die Tafel nun zu lösen hat.

Kleina koordiniert die Abläufe der Lebensmittelausgaben, die nach dem Sturm Burglind Anfang Januar nun auf dem Hof der Gesamtschule Kaiserplatz stattfinden — nur wenige Meter von seinem Büro entfernt. Das Dach des angrenzenden Hochbunkers, dem Logistikzentrum der Tafel, ist beschädigt, Teile drohen abzustürzen. In den nächsten Tagen muss ein Gerüst an allen Seiten hochgezogen werden, Fangnetze werden angebracht. Erst dann kann der Dachdecker mit den Reparaturarbeiten beginnen. Wie lange das dauern wird, weiß noch niemand. „Da ist eine Prognose schwer. Das hängt schließlich vom Dachdecker ab“, sagt Kleina. Und so lange muss der Koordinator mit den etwa 20 Helfern die Bedürftigen auf dem Schulhof versorgen. Eine Supermarktkette hat einen Kühltransporter zur Verfügung gestellt. In der kalten Jahreszeit ist es mit der Konservierung der Lebensmittel natürlich etwas leichter als im Sommer, erzählt Kleina.

Die Lieferwagen der Tafel sind beladen, nachts werden die Kühllader an den Strom angeschlossen. Ehrenamtliche schleppen Kisten mit Obst und Gemüse zum Zelt auf dem Schulhof. Drei Mädchen schauen neugierig aus der Eingangstür der Schule. Sie sehen ein Dutzend Frauen und Männer mit Plastiktüten und Trolleys Schlange stehen. „Es gibt keine Probleme auf dem Schulhof“, sagt Kleina.

„Die Schüler halten sich meistens weiter weg auf. Und wir kommen erst nach 13 Uhr.“ 300 Familien pro Woche. „Das macht etwa 1000 Personen, die für sieben Tage versorgt werden müssen“, sagt der 60-jährige Projektleiter der Tafel.

Montags, mittwochs und donnerstags wird nun auf dem Schulhof ausgegeben. Dienstags eine Stunde für die Sprachschüler, die an den anderen Tagen im Unterricht sitzen. Alle paar Minuten klingelt das Telefon im Büro. Diesmal will die Stadt einen Ein-Euro-Jobber vermitteln.

Aber Kleina muss auch andere Dinge managen. Eine Unwetterwarnung liegt auf dem Tisch. Wieder ran ans Telefon. Wenn der Wind zu stark wird, kann das Zelt nicht stehen bleiben. Unter den Bäumen auf dem Schulhof könne er dann beim Sturm auch keine Leute mehr arbeiten lassen. Die Sicherheit eben. Er zeigt auf seinem PC Bilder von 1996.

Damals, in den Anfangsjahren der Krefelder Tafel, verteilten die Helfer Lebensmittel noch aus dem Auto und Lieferwagen heraus. Die Bilder zu Jetzt ähneln sich. Doch die Menschen wurden immer mehr. Kleina sagt: „Wir bekommen das schon hin.“ Damit kennt er sich aus.

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