Eigentümer hat Schulden SWK dreht Mehrparteienhaus das Wasser ab

Die SWK haben einen Anschluss an der Jägerstraße gesperrt, weil der Besitzer nicht zahlt.

Eigentümer hat Schulden: SWK dreht Mehrparteienhaus das Wasser ab
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Nicht ihr Vermieter, sondern ein Schreiben der Stadtwerke Krefeld kündigt den etwa 15 Mietparteien eines Mehrparteienhauses an der Jägerstraße das Unheil an. Ab 11. März werde die Erdgas- und Wasserversorgung eingestellt. Daran hat sich bisher nichts geändert.

Die Versorgungsleitungen wurden nicht zum ersten Mal gesperrt, sagt Mieterin Handan Turkmen. Im Mai 2014 wurde das Wasser eine Woche abgestellt, im November sechs Wochen. „Wir wissen nicht, wie lange es diesmal dauert.“ Kontakt zum Vermieter habe sie nicht. Es herrscht Funkstille.

Einen Monat oder länger in einer Stadtwohnung ohne Wasser: Unter diesen Umständen den Alltag als Berufstätige im Schichtdienst und für die 13-jährige Tochter zu organisieren, ist eine Herausforderung. Eine üppige Sammlung von Fünf-Liter-Wasserkanistern steht auf Turkmens Balkon. Sie hat sie gefüllt gekauft („Ich musste ja Behälter haben“) und befüllt sie jetzt bei Freunden in der Nachbarschaft.

Duschen, kochen, essen, Wäsche waschen, zur Toilette gehen — das ist in ihrer Wohnung kaum möglich. Turkmens Eltern helfen, die wenige hundert Meter entfernt an der Breite Straße wohnen. Mit einer Tasche voll frisch gewaschener, nasser Wäsche ist aber auch diese Entfernung kein Katzensprung.

Ingrid Marcks sorgt für ihren gehbehinderten Sohn im Erdgeschoss, Nachbarn pilgern zum Kiosk, um gegen einige Cent ihre Kanister am Wasserhahn zu füllen. Ein Hausbewohner, erzählt Ingrid Marcks, sei vor Ostern freiwillig für gut 40 Tage in den Knast gegangen, statt eine Geldstrafe abzustottern. Da sei er gut versorgt mit Essen und Getränken und außerdem danach schuldenfrei, zitiert Marcks den Mann.

Die Sperrung der Wasser- und Erdgasversorgung sei das letzte Mittel, sagt Stadtwerke-Sprecher Dirk Höstermann. In diesem Fall habe es keine Alternative gegeben: Vertragspartner der SWK sei der Hauseigentümer und mit dessen Zahlungen gebe es seit 2011 immer wieder Schwierigkeiten. Bereits 2012 hätten die SWK den Anschluss kurzfristig sperren müssen, dann im vergangenen Jahr wieder.

Fünfstellig seien die Schulden zurzeit, sagt Höstermann. Nach einer Teilzahlung habe man kurz vor Weihnachten die Leitungen frei gegeben, doch die weiteren Schuldenratenzahlungen seien entgegen der Absprache nicht gekommen. Die aktuelle Sperrung ist das Resultat.

Viele Möglichkeiten, das Problem in Eigenregie zu beheben, haben die Mieter offenbar nicht. Die Bildung einer Mieternotgemeinschaft, wie sie auch Dirk Höstermann empfiehlt, sei daran gescheitert, dass zwei Mietparteien nicht unterschrieben haben, berichtet Handan Turkmen. Sie schaltet jetzt einen Anwalt ein. Obwohl sie die Wohnung vor ihrem Einzug im September 2013 aufwändig renoviert hat, sind die Umzugskisten schon gepackt. Turkmen will weg von Wassereimern im Badezimmer und Plastikkanistern in der Küche und auf dem Balkon.

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