Hochschule Niederrhein Studenten droht Bücher-Sperre

Zum 1. April will die Hochschule Bibliotheks-Konten sperren, die im Minus sind. Studierende protestieren gegen die Neuregelung.

Hochschule Niederrhein: Studenten droht Bücher-Sperre
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Recherche für Referate, Haus-und Abschlussarbeiten: An der Bibliothek führt während des Studiums kaum ein Weg vorbei. Zwischen Bücherstapeln versinken werden Studierende der Hochschule Niederrhein künftig aber wohl nicht mehr. Eine neue Regelung sieht vor, all diejenigen Hochschul-Bibliotheks-Nutzerkonten zu sperren, die zu den Stichtagen 1. April und 1. Oktober nicht ausgeglichen sind — und das bereits bei einem Minusbetrag von einem Cent.

Eine Änderung, die auf Widerstand aus Reihen der Studierenden trifft. „Wenn jedem, dessen Konto nicht ausgeglichen ist, das Konto gesperrt wird, kann die Person keine Medien mehr entleihen oder verlängern — unerheblich davon, ob sie eine Frist zur Abgabe einer Hausarbeit oder einer Abschlussarbeit einhalten muss“, sagt Cristian Delgado, Sprecher der Juso-Hochschulgruppe Niederrhein und Bachelorstudent des Wirtschaftsrechts. „Wir finden, dass uns diese Regelung massiv einschränkt.“ Einen Antrag der Hochschul-Jusos, diese zu streichen, habe die Hochschule abgeschmettert, sagt Delgado.

Minusbeträge auf den Nutzerkonten entstehen etwa durch Fernleihe an anderen Hochschulen, für die die Bibliothek Studierenden 1,50 Euro berechnet, oder durch Säumnisgebühren, die anfallen, wenn Studenten die Ausleihfrist überziehen.

Dass die Hochschule bei Minusbeträgen Bibliothekskonten sperrt, ist nicht neu — in der Vergangenheit fiel die Schranke allerdings erst bei einem Minus von 50 Euro. Die in der amtlichen Bekanntmachung veröffentlichte Änderung räumt der Hochschule nun das Recht ein, Konten generell bei einem offenen Betrag von 30 Euro zu sperren.

Sobald die Schulden beglichen sind, wird das Konto wieder freigeschaltet. Nur: „Es ist wahrscheinlich, dass viele Kommilitonen gar nicht von dieser Bekanntmachung wissen“, glaubt Delgado, der sich von der Hochschule eine „transparentere Informationspolitik“ wünscht. Er betont: „Wegen der Senkung von 50 auf 30 Euro werden wir nicht revoltieren. Dafür fordern wir die Hochschule auf, die Nullsperre zum 1. April und 1. Oktober auszusetzen.“

Die Hochschule rechtfertigt die Neuregelung: Die Nutzerkonten-Sperrung zu Stichtagen habe man mit dem Ziel eingeführt, dass Studierende ihre Gebühren „zeitnah begleichen und um zu vermeiden, dass Nutzer die Hochschule verlassen, ohne ausstehende Gebühren gezahlt zu haben“, begründet Hochschulsprecher Christian Sonntag. Er rechnet vor: Aktuell habe die Hochschulbibliothek Ausstände von rund 90 000 Euro. „Alleine 20 000 Euro sind Säumnisgebühren von Nutzern, die seit drei Jahren nicht mehr in der Bibliothek waren.“

Strafbeträge auf den Nutzerkonten nutze die Bibliothek zwar zur Beschaffung neuer Bücher oder technischer Geräte, „das ist allerdings zweitrangig“, betont Hochschulsprecher Christian Sonntag und verweist auf deren „steuernden Charakter. Wir wollen damit nichts verdienen, sondern dafür sorgen, dass unsere Bücher innerhalb der Ausleihfrist zurückgegeben werden, damit sie anderen Nutzern zur Verfügung stehen. Das ist Aufgabe einer Bibliothek.“

Für die Mitglieder der Juso-Hochschulgruppe um Cristian Delgado ist das kein Argument für die Null-Sperrung, die manch einen Kommilitonen in zwei Monaten wohl überraschend in der vorlesungsfreien Zeit treffe, die viele dafür nutzten, ihre Haus- oder Abschlussarbeiten zu schreiben. „Die Hochschule hat die Möglichkeit, die Ausstellung des Abschlusszeugnisses bis zum Ausgleich des Kontos zu verwehren. Das ist ein ziemlich gutes Argument, die Gebühren zu bezahlen“, findet Cristian Delgado.

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