Selbstversuch So war die Autokino-Premiere in Krefeld

Krefeld · Das Autokino auf dem Sprödentalplatz in Krefeld hat Premiere gefeiert. Aber kann es überzeugen? Unsere Autorin hat es ausprobiert - und vor allem eine wertvolle Erfahrung gemacht.

 Der Sprödentalplatz war am ersten Abend des Autokinos sehr gut gefüllt.

Der Sprödentalplatz war am ersten Abend des Autokinos sehr gut gefüllt.

Foto: Andreas Bischof

Ausgehen – ich weiß gar nicht mehr so recht, wie sich das anfühlt. Irgendwohin zu fahren, um dort einer Freizeitbeschäftigung nachzugehen. Doch heute gehe ich aus, nämlich ins neue Autokino auf dem Sprödentalplatz, mit einer Freundin. Eine absolut willkommene Abwechslung, bevor zu Hause der endgültige Netflix-Koller einsetzt. Entsprechend ausgelassen ist die Stimmung auf dem Hinweg.

Meine Freundin und ich, wir sind auf alles vorbereitet: Getränke – aber in Maßen, denn das Auto soll ja nur im Pipi-Notfall verlassen werden. Mundschutz und Handdesinfektion – für besagten Notfall. Jacke und Socken, falls es später kühl wird. Snacks vom Abholservice unseres Lieblingsrestaurants. Papiertücher für die Snacks vom Lieblingsrestaurant (das ist nicht mein Auto).

Personalausweise, falls das Ordnungsamt mal gucken kommt. Ein tragbares Radio, über das wir den Ton zum Film empfangen können, falls das Autoradio nur bei laufendem Motor funktioniert. Oder bei eingeschaltetem Licht. Oder alle zehn Minuten einfach ausgeht. (Wie gesagt: ist nicht mein Auto.) Und die Tickets natürlich. „Das perfekte Geheimnis“ heißt der Film, eine deutsche Komödie. Aber was wir da genau für einen Film schauen werden, ist für mich fast nachrangig.

Um 19.10 Uhr, 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn, biegen wir in die Sprödentalstraße ein – und stehen erstmal im Stau. Im Stop-and-Go geht es voran bis zur Einfahrt auf den Sprödentalplatz. Dort steht auch die Polizei und schaut zu, wie sich die Wagen im Reißverschlussverfahren aus beiden Richtungen auf den Platz fädeln. Das verläuft absolut reibungslos. Naja, diszipliniert anzustehen haben wir alle ja mittlerweile gelernt.

Auf dem Platz muss man bis zum Autokino ebenfalls noch etwas schlangestehen, aber das geht schon ein bisschen schneller. Unterwegs kümmern wir uns um unsere Verpflegung, sogar ganz krümelfrei.

Dann haben wir das Zelt an der Kinoeinfahrt erreicht. Das Fenster bleibt zu, ein Mitarbeiter mit Mundschutz scannt die Tickets direkt durch die Scheibe. Wer Getränke oder Popcorn beim Ticketkauf bestellt hat, kann diese an einem Zelt mit einem Griff aus dem Fenster einsammeln. Schließlich werden wir zu unserem Stellplatz gelotst. Ziemlich weit hinten, aber der Blick auf die Leinwand ist einwandfrei, wie offenbar überall im Autokino.

Die ursprünglich angegebene Anfangszeit ist schon leicht verstrichen, aber immer noch strömen Autos auf den Platz. Den Stau hatte man wohl so nicht einkalkuliert. Um 19.45 Uhr ploppt schließlich eine Anzeige auf der Leinwand auf mit einer UKW-Frequenz, über die man den Ton empfangen kann. UKW? Ist das AM oder FM im Autoradio? Und wofür steht eigentlich DAB? Keine Frauen-Witze bitte.

Wir stellen die Frequenz bei FM ein – und hören nichts. Das Pärchen im Auto neben uns fummelt auch noch am Radio herum „Hört ihr schon was?“, rufe ich durch unsere und ihre geschlossene Scheibe hindurch. Sie schütteln die Köpfe, scheinen aber erleichtert, dass es uns auch so ergeht.

Wir lassen die Frequenz erstmal so stehen, und als fünf Minuten später die Lokalwerbung beginnt, springt auch der Ton an. Super. Der Sound ist ziemlich klar, unsere Scheinwerfer sind auch nicht mehr an, läuft.

Als der Film beginnt, ist es schon nach acht. Das stört uns nicht weiter. Die Geschichte ist kurzweilig und nach und nach wird es draußen dunkel. Immer mal wieder geht irgendwo ein Scheinwerfer an, wenn jemand zwischendurch den Motor startet. Wir machen das auch einmal, nur für alle Fälle, um die Autobatterie zu checken.

Als Karoline Herfurth sich auf der Leinwand das zehnte Glas Wein einschenkt, ist für meine Freundin der Notfall gekommen. Also Mundschutz an und raus aus dem Auto. Als sie kurz darauf von der Toilette zurückkehrt, frage ich, wie es war. „Dort kann man vielleicht den perfekten Mord begehen“, sagt sie. So steril sei es gewesen.

Als der Film endet, schmeißen wir schnell den Motor an. Das Verlassen des Autokinos geht ruckzuck. Es hat Spaß gemacht, alles hat gut geklappt. Jacke, tragbares Radio, Personalausweis, haben wir alles nicht gebraucht. Schadet aber nicht, es beim nächsten Mal trotzdem wieder einzupacken. Denn darüber, dass wir nochmal wiederkommen wollen, sind wir uns einig. Wenn es noch Tickets gibt.

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