Stalking: Angst ist ewiger Begleiter

116 Mal haben sich im vergangenen Jahr Opfer an Krefelds Polizei gewandt.

Krefeld. Im Dunkeln alleine den Weg vom Parkplatz zur Wohnung bewältigen. Der ständige Blick über die Schulter, ob der Verfolger hinter der nächsten Ecke lauert. Das mulmige Gefühl ans Telefon zu gehen, schließlich könnte er dran sein - Opfer von Stalkern werden massiv in ihrem Alltag eingeschränkt. Die Angst ist ewiger Begleiter. Viele fühlen sich machtlos, trotz der seit 2007 geltenden Gesetze.

Stalking (engl. belästigen, anpirschen) ist sehr vielfältig, wie Kriminalhauptkommissarin Karin Kretzer weiß. "Verfolgung, Anrufe, Belästigung, Bedrohung bis hin zu Sachbeschädigung und Gewaltanwendung, das sind alles Handlungen eines Stalkers." Und wer glaubt, Stalker sind ein Problem amerikanischer Super-Promis, der irrt. Schon längst hat die Tat den Weg über den Atlantik gefunden. Im Jahr 2008 hat das Krefelder Kommissariat Vorbeugung 116 Fälle registriert, NRW-weit waren es 7657. Zum Vergleich: In Mönchengladbach gab es 119. Aktuelle Zahlen für 2009 liegen noch nicht vor.

Die Täter sind in 85 Prozent aller Fälle männlich und kommen aus allen Schichten. "Je nach Gesellschaftsschicht werden die Handlungen einfach subtiler", sagt Kretzer. Meist sind Opfer und Täter keine Unbekannten. "Es handelt sich oft um Verflossene und einer will die Trennung nicht wahrhaben", sagt Juliane Saulle von der Fachberatungsstelle "Häusliche Gewalt" des Sozialdiensts katholischer Frauen.

Zerstochene Reifen, ein Handy als Peilsender unter dem Auto, Anrufe bei Verwandten und Vorgesetzten. Und das über einen langen Zeitraum: 68 Prozent der Opfer werden länger als einen Monat gestalkt, 24 Prozent länger als ein Jahr. "Es gibt auch Fälle, da wurde die Frau zehn Jahre lang belästigt", erzählt Karin Kretzer.

Seit 2007 gibt es ein Gesetz, das Stalking-Opfer schützt, doch das könnte noch verbessert werden, findet Juliane Saulle von der Beratungsstelle. "Die Opfer wissen ganz genau, wer nachts 50 mal anruft und wer die Reifen zerstochen hat, doch das Problem ist, dass es bewiesen werden muss", sagt Saulle. Darum rät sie, alles schriftlich festzuhalten. Problematischer ist aber, dass laut Gesetz Handlungen zu einer Beeinträchtigung der Lebensweise führen müssen. "Das bedeutet, dass jemand deswegen die Arbeit oder seine Wohnung wechseln muss. Das ist natürlich schwierig zu belegen", sagt Kretzer.

Im Internet hat die Polizei ein Merkblatt mit Verhaltenstipps für Opfer zusammengestellt. "Wichtig ist, zeitnahes und konsequentes Handeln. Es geht um Macht und Kontrolle, die darf man dem Täter nicht geben", sagt Karin Kretzer. Das Kommissariat Vorbeugung klärt mit dem Opfer die Risikofaktoren ab und lädt den Täter vor. Bei Extremfällen gibt es Personenschutz. In enger Zusammenarbeit mit der Polizei gibt die Fachberatungsstelle "Häusliche Gewalt" Tipps zur Selbsthilfe. "Wir raten dann zu Selbstverteidigungskursen, die Schlösser und Rufnummern sollten gewechselt werden und wir vermitteln psychologische Hilfe. Das gibt dem Opfer ein Gefühl von Sicherheit", sagt Juliane Saulle.

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