WZ-Mobil: „Die Elfrather sind selber schuld“

Die Schließung von Schlecker und die schlechte Versorgungslage im Stadtteil waren Thema beim WZ-Mobil.

Krefeld-Elfrath. Die roten Schilder in den Schaufenstern von Schlecker am Honschaft-Rath-Platz verkünden mit weißer Schrift: „30 Prozent auf alles.“ Und: „Lieber Kunde, diese Filiale schließt am 24.3.“ Einige dieser „lieben Kunden“ haben sich am WZ-Mobil vor der Drogerie versammelt, um über deren Ende und die allgemeine Versorgungslage in Elfrath zu sprechen. Fast alle sind enttäuscht.

Erna Dufeu tut es vor allem für die Anwohner leid, die nicht mehr so mobil sind und die sich jetzt nur noch schwer mit dem Nötigsten versorgen können. Aber auch die generelle Lebensqualität im Stadtteil schätzt die Elfratherin gering ein: „Im Großen und Ganzen ist Elfrath ziemlich verkommen.“

Das Urteil von Walter Kienen fällt etwas weniger harsch aus — vielleicht weil er in Traar wohnt. Er ist zum WZ-Mobil gekommen, um seine „Solidarität mit den Elfrathern zu bekunden“, die von einer „vernünftigen Nahversorgung abgeschottet“ seien.

Das findet auch Heinz-Otto Kebschull, ein Elfrather. Allerdings überrascht ihn die Schließung Schleckers kaum: „Das war abzusehen. Der Keks ist schon lange gegessen.“

Imran Bludau glaubt zu wissen, wer für den Niedergang des Elfrather Einzelhandels verantwortlich ist: „Die Elfrather sind selber schuld. Die gehen woanders hin, wo es noch billiger ist.“ Bludau weiß, wovon sie spricht, sie betreibt einen Friseursalon im Stadtteil — und hat zu kämpfen: „Aber ich bin optimistisch, dass ich über Wasser bleibe — ich werde einfach weiter schwimmen.“

"Elfrath gerät immer mehr ins Abseits“, stellt Josef Schaefer fest. Er lebt hier seit 1969 und wünscht sich von der Politik mehr Aufmerksamkeit für den Stadtteil. Seine Ehefrau Marianne ist gehbehindert und erfährt die Problematik am eigenen Leib. Ein Tante-Emma-Laden wäre für sie die ideale Lösung.

Waltraud Böhme ist Witwe. „Mir fehlt das Geld, um zum Einkaufen zu fahren“, sagt sie. Nach drei Herzinfarkten darf die 71-Jährige, die seit 40 Jahren in Elfrath lebt, nicht mehr schwer tragen. Ihr Sohn erledigt die Besorgungen für sie.

„Früher gab es eine Post, eine Sparkasse und einen Supermarkt“, klagt Margot Küster. „Wenn jetzt die Wirtschaft auch zu macht, kriege ich nicht mal mehr ein Bier.“

„Elfrath ist das Stiefkind Krefelds“, sagt Dieter Hunen (85). Vor allem müsse mehr für die Jugendlichen getan werden. Die Einkaufssituation bezeichnet er als „stark verbesserungswürdig“.

„Elfrath stirbt, wenn die Wohnstätte nicht investiert“, befürchtet Wilhelm Kaineder.

„Die lassen den Stadtteil komplett ausbluten“, pflichtet ihm Ulrich Treken bei. Vor drei Jahren ist er nach Elfrath gezogen. „Das war der größte Fehler meines Lebens.“

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