WZ-Bus in Traar: Ein Garten voller Fäkalien

Den Anwohnern der Trautstraße laufen Keller und Grundstücke voll. Der Kanal ist zu klein.

Traar. Land unter auf der Trautstraße - für die Anwohner keine Seltenheit. Seit Jahren kämpfen sie für eine Lösung, doch es tut sich nichts. "Das ist eine endlose Geschichte", erzählt Klaus Erdmann. Drei Mal war sein Keller schon geflutet. "1986, 1994 und 2006 stand mein Keller mindestens 60 Zentimeter in Fäkalien." Schon vorher, 1985, sei er für einen leistungsfähigeren Kanal eingetreten. Ohne Erfolg. "Da hört man immer: Wir wollen. Wir werden. Wir machen. Aber passiert ist nichts."

Auch Norbert Hilger ist sauer: "Außer Gelaber, Gerede und Hin- und Hergeschiebe von Verantwortung passiert hier gar nichts." Das sieht Petra Thissen ähnlich. "Ich finde es wirklich schlimm, dass nichts passiert." In der Nacht zum 4. August 2006 bekam sie einen Hilferuf der befreundeten Familie Schneiders. Die hatte 65 Zentimeter Abwasser im Keller. "Es war wirklich ekelhaft", sagt Thissen.

Viele Versuche, das Abwasserproblem zu beseitigen, scheiterten. So hatte die Stadt an dem Wanderweg, der zuvor als Graben viel Wasser aufgenommen habe, kiesgefüllte kleine Gräben angelegt. Deren Wirkung sei beschränkt, sagt Ralf Schneiders. "Das ist ja auch kein Wunder, wenn ein Wall nur halb fertig und eine Sickergrube keine 50 Zentimeter tief ist."

An dem Weg aber will Andreas Heinrichs, Vorsitzender des Bürgervereins, nicht rütteln. "Wir können über alles diskutieren, aber nicht über die Entfernung des Wegs." Für ihn ist die Stadt am Zug. Oberbürgermeister Gregor Kathstede habe sich persönlich ein Bild von der Lage gemacht, auch Beigeordneter Thomas Visser habe versprochen, kurzfristig Geld in die Hand zu nehmen, so Schneiders und Heinrichs.

Aus Sicht der Anwohner aber ohne Ergebnis "Wenn zwei Spitzenkräfte der Verwaltung es nicht schaffen, etwas in Bewegung zu setzen - sollen wir Bürger das machen?", fragt Heinrichs. Christian Kley sieht Traar von der Verwaltung im Stich gelassen. "Wenn man sieht, wie viel Geld aus Traar an die Stadt fließt und wie wenig an Infrastruktur zurückkommt..."

Hella Butz, die am anderen, höher gelegenen Ende der Straße wohnt, war 2006 in Urlaub, als ihr Keller voller Abwasser stand. Ihre über 80-jährigen Eltern waren allein im Haus. "Im Grunde kann ich sie nicht allein lassen." Urlaub sei deshalb gestrichen. "Wir wollen einen größeren Kanal. Auch wenn wir eine zeitlang mit der Baustelle leben müssten", sagt Butz.

Dagmar Baarz findet die Erzählungen beunruhigend. Sie ist mit ihrer Familie im Sommer ins Haus neben Familie Schneiders gezogen. "Von den Problemen wussten wir vor dem Kauf nichts. Mit dem jetzigen Wissen würden wir sicher mehr fragen und bedachter rangehen."

Heribert und Ellen Neuhausen wohnen an der Bärenstraße, einer Quersatraße zur Trautstraße: "Wenn es stark regnet, haben wir das Abwasser 15 Zentimeter hoch im Garten stehen. Inklusive Fäkalien, Klopapier und benutzter Kondome. Machen sie das mal weg."

Seine Frau Ellen hat mittlerweile Angst, das "Haus allein zu lassen". Die Neuhausens haben jüngst für den Einbau einer Rückschlagklappe zum Kanal etwa 5000 Euro ausgegeben. Denn: "Die Versicherung hat gedroht, dass sie den nächsten Wasserschaden in unserem Keller nicht mehr übernimmt."

"Die Diskussion muss sich beruhigen. Das ist überspitzt", findet Gunter Buchsbaum. Die Anwohner hoffen nun, dass ein Ortstermin der Bezirksvertretung am Mittwoch, 22.April, um 17 Uhr und die Sitzung des Bauausschusses am 13. Mai Hilfe bringt. Denn keiner von ihnen möchte wieder im eigenen Keller knietief in Abwasser stehen.

Dem Ausschuss liegt ein Antrag der Fraktionen von CDU, SPD und Grünen vor, den Weg zu entsiegeln und den Kanal auszubauen.

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