Flüchtlinge Traarer besichtigen Traglufthalle

Die zweite Massenunterkunft wird ab Montag von Flüchtlingen bezogen.

Flüchtlinge: Traarer besichtigen Traglufthalle
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Ulrich Küpper schüttelt nachdenklich den Kopf. „Wenn man die Bilder vom zerstörten Aleppo sieht, dann ist das hier sicher wie ein Paradies. Wer hier aber längere Zeit verbringen muss, für den wird es sehr schwer.“ Die schneeweiße Traglufthalle, knapp zehn Meter hoch, liegt wie ein Ufo auf dem Festplatz in Traar im Schatten von St. Josef: Am Montag sollen hier die ersten Zuwanderer einziehen.

Knapp 1300 Quadratmeter ist die Halle groß. Für 160 Menschen sind Stockbetten aufgestellt. Die Abstände von Bett zu Bett betragen knapp einen Meter. Etwas mehr als acht Quadratmeter stehen künftig für jeden der Bewohner zur Verfügung. Dazu spartanisch schmale Spinde mit fünf Fächern. „Kein bisschen Platz für Privatsphäre“, bedauert eine Lehrerin aus Bockum. „Und kein einziges Fenster. Ob die Sonne scheint, sieht man nicht.“

Vor der Halle ist eine Containerzeile für den Sanitärbedarf und die Essensausgabe. Acht Waschmaschinen stehen da und sechs Trockner. Zwölf Duschen, zwölf Toiletten sind installiert. „Wir sind pünktlich fertig geworden“, sagt Markus Droste, städtischer Bauleiter vom Gebäudeservice. Am 5. Januar wurde mit dem Aufbau durch das Krefelder Unternehmen XL-Bau begonnen. Der Bereich für die Container musste neu gepflastert werden. Die Halle selbst wurde in fünf Tagen aufgebaut.

Ulla Bienert arbeitet im Koordinierungskreis für die Betreuung der Flüchtlinge mit. Sie gehört zu den mehreren hundert Traarern, die die Halle am Dienstag besichtigen konnten. „Die Menschen, die jetzt hierher kommen, haben einen langen Weg hinter sich und sind den Kriegswirren in Syrien entkommen. Sie finden hier Ruhe und Ordnung, und wir wollen sie dabei begleiten.“

Sozialamtschef Wolfram Gottschalk steigt mitten in der Besuchermenge auf einen Stuhl und antwortet auf viele Fragen. Auf rund zwei bis drei Monate schätzt er jeweils die Aufenthaltsdauer der Bewohner, bis eine Alternative gefunden ist. Etwa ein Drittel der Bewohner würden Kinder sein, zwei Drittel der erwachsenen Zuwanderer seien männlich. Ein städtischer Betreuungsdienst sei rund um die Uhr im Einsatz, ein Sozialarbeiter stehe als Ansprechpartner zur Verfügung. Derzeit kämen wöchentlich zwischen 100 und 150 Flüchtlinge neu in der Stadt an.

Frank Engelke ist der Projektleiter Verpflegung einer Duisburger Cateringfirma. Dreimal täglich gebe es warme Mahlzeiten, die gekühlt angeliefert und im Essenscontainer erhitzt würden. In zwei Schichten sind jeweils fünf Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen sucht noch Kräfte.

Problematisch scheint der Standort der Essensausgabe. Er ist mit 40 Metern am weitesten von der Halle entfernt. Bei Regen müssen die Mahlzeiten quer über den Platz zur Halle getragen werden. Gottschalk sagt Hilfe zu. „Eventuell stellen wir dafür noch ein Essenszelt oder einen Container auf.“

Claudia Tienken weist auf das Thema Mobilität hin: „Wir sind hier ja mitten auf dem Land. Wir müssten Fahrräder zur Verfügung stellen, damit die Umgebung erkundet werden kann.“

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