So klingen die Stadtteile: Saxophonisten auf der Suche nach Klassik

Das Quartett Multiphonic wurde 2007 gegründet und kann bereits beachtliche Erfolge aufweisen.

Bockum. Wenn Talente auf den richtigen Lehrer treffen, dann spielen sie schnell in einer anderen Liga. So erging es den jungen Saxophonspielern Silas Kurth, Simon Streit und Christian Prehn, Schülern des bekannten wie erfolgreichen Klarinettisten, Saxophonisten und Lehrer Laszlo Dömötör. Im Oktober 2007 gründete man an der Musikschule Krefeld das Multiphonic Saxophon Quartett und schon im Mai 2008 wurde es Preisträger beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“.

Seit Ende 2008 gibt es Multiphonic in der heutigen Zusammensetzung mit Fabian Blümke als viertem Mann. Und die Erfolgsserie geht weiter: Im Mai 2011 holte das Quartett den ersten Preis des Bundeswettbewerbs nach Krefeld und siegte später noch beim „International Ensemble and Solist Contest“ im niederländischen Kerkrade.

Ihr Repertoire ist groß, doch das ist für das Saxophon nicht selbstverständlich: „Wir spielen die Literatur querbeet und gucken nach Originalliteratur“. Darin liegt das Problem für die Saxophonspieler, dass ihr Instrument eigentlich zu jung ist für eine reiche Auswahl an Originalstücken. „Man merkt schon, wenn etwas gleich für Saxophon-Quartett geschrieben wurde“, da sind sich die Vier einig.

Silas, der Experte für Geschichte des Instruments, weiß: „In den 1920er Jahren war das Saxophon besser integriert als heute. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich das zurückentwickelt“. Aber inzwischen gibt es viele moderne Stücke für Saxophon und Orchester. Um diesen Mangel an „älteren“ Noten zu beheben, müssen Stücke umgeschrieben werden. Wie das klingen kann, führen die Vier gleich einmal bei einem getragenen Stück von Johann Sebastian Bach im Probenraum der Musikschule vor. Beim jazzigen „New York, New York“ kommen die vier verschiedenen Instrumente — das Sopransaxophon, das Alt-, Tenor- und Baritonsaxophon — mit ihren Unterschieden deutlicher heraus.

„Mike Curtis als Komponist und Arrangeur oder auch George Gershwin sind bevorzugte Komponisten“, erklärt Christian. Die Vier fühlen sich in der U- wie E-Musik zu Hause. Das beweisen sie gerne bei den Auftritten zu vielen Gelegenheiten. Christians Mutter, Martina Ungruh-Prehn übernimmt dafür die Rolle der Managerin wie Fahrerin. Simon: „Wir spielen bei Geburtstagen, Hochzeiten . . .“ — kleine Pause — „. . .oder Beerdigungen, Preisverleihungen, politischen Veranstaltungen oder als Hintergrundmusik bei geschäftlichen Veranstaltungen.“ Als Highlight, wo Multiphonic schon gespielt hat, bezeichnet Fabian die Kölner Philharmonie.

Das gemeinsame Spiel der Vier wird in naher Zukunft jedoch aus organisatorischen Gründen schwerer werden. Noch sind Silas, Simon und Christian mit ihren 17 bzw. 19 Jahren Schüler und nur Fabian hat sein Medizinstudium in Bonn begonnen. Da gerade die Semesterferien angefangen haben, kann er bei den Proben dabei sein. Doch das wird sich für das Quartett noch zum Problem entwickeln, wenn die anderen drei auch ihr Abitur in der Tasche haben und an verschiedenen, vielleicht weit entfernten Orten studieren.

Aber auch dafür haben sie ein Vorbild aus der Krefelder Musikschule. Das Linus Quartett, ehemalige Schüler von Dömötör, ist in alle Welt verstreut und schafft es trotzdem, sich einmal im Jahr zu Proben und einem gleich anschließenden Konzert zu treffen.

Der nächste öffentliche Auftritt von Multiphonic ist am 19. Mai in der Duisburger Mercatorhalle. Vorher buchen könnte man sie auch noch und das — „wenn keine Extrawünsche für spezielle Arrangements kommen“ — auch spontan ein, zwei Wochen vor dem gewünschten Termin. Bei längerem Vorlauf stellt man sich aber gerne auf Musikwünsche ein.

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