Sie lebt mit 25 Katzen unter einem Dach

Hannelore Ridders tut alles für ihre Vierbeiner. Sie hat bereits hunderte Tiere vermittelt.

Krefeld-Bockum. Nachts klingelt das Telefon bei Hannelore Ridders, sie stürmt los und sieht am Ort des Geschehens fernsehreife Szenen: Müllberge und Glasflaschen machen die Wohnung kaum zugänglich. Mittendrin: verwahrloste Katzen - unterernährt, krank und verstört. Ridders klettert über den Unrat und befreit sie.

Das alles macht der 71-Jährigen nichts aus, sie lebt seit 17 Jahren für die Vierbeiner. 25-mal vier Pfoten tapsen durch ihr eigenes Haus. Viele hundert der Tiere konnte sie schon vermitteln, einige kommen ins Tierheim: "Mehr kann ich nicht aufnehmen", sagt die Rentnerin mit dem großen Herz für Katzen, deren Haltung vom Veterinäramt geprüft ist.

Neben ihren Stubentigern betreut die Bockumerin drei Futterstellen mit etwa 70 Tieren in der Stadt. Manche Mitmenschen zollen ihr keinen Respekt, sondern beschimpfen sie. Futterstellen oder Schutzhäuschen werden oft demoliert. Die Streuner stammen letztlich alle von unkastrierten Hauskatzen ab. Katzen können sich bis zu dreimal im Jahr fortpflanzen - bei drei bis fünf Jungen pro Wurf steigt ihre Zahl sprunghaft an.

Das Krefelder Tierheim beherbergte 2009 758 Tiere - davon 584 Fundkatzen. Im ersten Quartal dieses Jahres sind schon 96 Tiere dazu gekommen. "Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, sogar Edelkatzen werden einfach entsorgt", sagt die Katzen-Omi.

"Meist werden schwarze Katzen ausgesetzt", sagt Rudolf Anstütz. Er hält auf dem Krefelder Hauptfriedhof die Stellung, zusammen mit drei anderen Helfern. Friedhofsangestellte seien verärgert über die Horde. 60 Katzen betreut der 75-Jährige jeden Tag, das Futter bezahlt er von seiner Rente.

Nahezu jeder Cent auch von Ridders’ Rente ist für das Wohl der Katzen bestimmt. 645 Euro gibt sie monatlich für Futter und Streu aus, die Arztrechnungen im hohen Tausenderbereich nicht mitgezählt. "Die Futterstellen ziehen neue Aussetzungen nach sich", sagt die Tierliebhaberin.

Vor Kurzem hat sie in einer der Anlaufstellen eine Katzenmutter mit Jungen gefunden. Sie befinden sich nun im Tierheim. "Mein Rentnerleben ist ausgefüllter als mein Berufsleben", sagt die ehemalige kaufmännische Angestellte und Anstütz stimmt ihr zu. Beide beklagen fehlende Unterstützung: "Spenden dürfen wir nicht annehmen, da wir keine Quittungen ausstellen können."

Anlaufstellen gebe es zu wenige, und vom Ordnungsamt fühlen sie sich alleingelassen. Trotz aller Rückschläge, geben ihnen die positiven Erlebnisse die Kraft, weiterzumachen. Gerade sind Katzenhaus und Freigehege in Ridders Garten fertig geworden, in die die Rasselbande von der Wohnung über einen Gang tapsen kann.

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