Krefeld Schützenfest: Verberg feiert sein Königspaar

Mit dem 390. Schuss hatte Karsten Leuf im Vorjahr den Vogel abgeschossen. Jetzt stieg die Party.

Verberg. Wenn sich die Infanterie mit der Fliegerstaffel, die Gebirgs- mit den Feldjägern oder die Husaren mit den Schotten oder den französischen Legionären treffen, dann muss es sich wohl um ein besonderes Bündnis handeln. Alle vier Jahre steht in Verberg diese friedliche Zusammenkunft an, sind dann die 23 verschiedenen Kompanien in ihren Uniformen der Hingucker. So in den vergangenen Tagen. Denn in Verberg wird derzeit Schützenfest gefeiert.

„Es ist wie ein Traum“, sagte Königin Heike Leuf gleich zu Beginn der vielen Events im Festzelt. Nachdem ihr Ehemann Karsten (48) schon im vergangenen Jahr den Holzvogel mit dem 390. Schuss herunter geholt und dafür das große Silber bereits bekommen hatte, war es diesmal ein kleines, aber feines Diadem, das Birgit, die Freundin von Heike, hereintrug und mit dem ganz offiziell General Klaus Pasch Heike Leuf zur Königin krönte. In ihrem roten Ballkleid hatte sie ihren Spitznamen weg: „Kaiserin Sissi“.

Im Laufe der Festtage wechselten Heike mit ihren jungen Minister-Frauen Patricia, Karina, Nadja und Janine gleich fünfmal das Gewand. Am Montag war das Gala-Kleid der Majestät schwarz-weiß, heute wird es schwarz-gold sein. Und noch etwas war ein Traum: die Kulisse mit dem königlichen Thron auf der Festzeltbühne.

Die Marinekompanie und die Seekadetten hatten mit ihrem Bauleiter Stefan Dostal, ein hauptberuflicher Feuerwehrmann, in monatelanger Bauzeit aus alten Schrankwänden, Platten, Rohren und Sackleinen einen etwa 24 Meter langen Zweimaster gezimmert. Mit allem, was dazu gehört. Viel zu schade, um diese imposante Bühnen-Deko übermorgen abzureißen und zu verschrotten, meinten viele. Es gab schon Anfragen von Karnevalsvereinen, ob man danach diese traumhafte Kulisse benutzen dürfe.

Applaus der Schaulustigen gab es natürlich auch auf der Straße oder auf dem Paradeplatz. Vor allem beim sonntäglichen Festumzug, bei dem sich unter dem Kommando von General Klaus Pasch etwa 450 Schützen und Musiker in Bewegung setzten. Hoch zu Ross ließen sich ferner Husaren oder Amazonen die Tour nicht entgehen. Aus sieben Kutschen grüßte das junge Königshaus mit den vielen Ehrengästen, vom Oberbürgermeister bis zum Pastor, die Menschen an den Straßenrändern.

Es dürfte übrigens eines der jüngsten Königshäuser in der über 250-jährigen Geschichte des Verberger Schützenvereins gewesen sein. So waren drei der vier Minister (Tim Hindges, Jannik Rocha, Carsten Pauke) 24 Jahre alt; der Vierte im Bunde, Lukas, der Sohn des Königspaares, sogar nur 22. Lukas Leuf war erst im März 2016 den Seekadetten beigetreten.

Es gab aber auch den obligatorischen „Stunk“. Dirigentin Carola Platen hatte gerade zum Einmarsch mit dem Pfarrorchester St. Andreas aufgespielt, als eine wilde Horde von Rebellen den musikalischen Frühschoppen am Sonntag störte. Anführer Ralf Mühlenberg brachte seine Forderungen mit. Der König sollte endlich einmal die vielen Baustellen in Verberg, so an der Moerser Straße, abbauen oder selbst ein Lebensmittelgeschäft eröffnen, damit die Verberger endlich mal wieder vor Ort einkaufen konnten. Und da „Kriegsminister“ Tim Hindges diese Forderungen nicht erfüllen konnte, wollten die Rebellen den König stürzen.

Es kam am Montag auf der Wiese am Heidedyk zum offenen Gefecht der Rebellen mit den Königstreuen. Leichte Sandsäcke und Wasserballons flogen durch die Gegend. Von den Barrikadenkämpfen wurde selbst Königin Heike mit ihren Ministerinnen nicht verschont. Sie wurden aus der Kutsche entführt und in historischen Dreirädern abtransportiert. Erst am frühen Abend ließ man das Paar gewähren.

Als Zeichen der Versöhnung tanzten die Rebellen beim gestrigen Offiziersball sogar mit den Damen des Hofstaats. An allen Abenden ging im gut besetzten Festzelt die Post ab. Für Stimmung sorgten unter anderem die Band Radspitz, die Swinging Funfares oder Soundconvoy. Ferner traten die „Eierjongens uit Winterswijk“ auf — und sogar Andreas Gabalier. Der Sunny-Boy aus der Steiermark ließ sich allerdings von seinem Double Joey Gabalögl glänzend vertreten. Das Tambourcorps „Gut Schlag“ machte seinem Namen alle Ehre. An einigen Tagen wurden die Schützen nämlich bereits um sechs Uhr geweckt.

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