Neue Denkmäler in Bockum?

Die Villa Seidel und das weitere Werk Josef Janssens werden aufgearbeitet.

Neue Denkmäler in Bockum?
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Von der Adlerstraße bis zur Windmühlenstraße gibt es in Krefeld Hunderte von Baudenkmälern. Wunderschöne Gebäude, historische Schmuckstücke oder bedeutsame Bauwerke. Dazu gehört alles vom Gartenhaus hinter Haus Esters über die ehemalige Offiziers-Speiseanstalt an der Westparkstraße bis zur Stadtmauer mit Eulenturm in Uerdingen oder einem ehemaligen Bauernhaus im Zoo.

Eine mögliche Lücke hat sich jetzt durch einen Antrag der Grünen und einen Antrag der FDP aufgetan. Der Krefelder Architekt Josef Janssen (1895-1972) ist in den Fokus der Unteren Denkmalbehörde gerückt. Von dort heißt es: „Wir sind zum ersten Mal auf ihn aufmerksam geworden, werden sein Werk und seinen Nachlass nun aufarbeiten.“ Die Fraktionschefin der Grünen, Heidi Matthias, hatte für den Kultur- und Denkmalausschuss beantragt, das Wohnhaus Tiergartenstraße 50 (ehemalige Seidel-Villa) auf Denkmalwürdigkeit zu prüfen.

Die Begründung: „Nach einem Eigentümerwechsel des Gebäudes sind Beobachtungen zufolge bereits zum jetzigen Zeitpunkt zahlreiche Maßnahmen unternommen worden, die dessen bisheriges Erscheinungsbild beeinträchtigen. Möglicherweise ist zusätzlich ein Anbau geplant. Die erbetene Prüfung sollte in jedem Falle erfolgen, bevor weitere Fakten geschaffen werden.“

Bis Mitte September wohnte dort das Ehepaar Rolf Rundmund und Stefani Mälzer zur Miete. Die beiden früheren Grünen-Fraktionsvorsitzenden wären gerne dort geblieben. Der Eigentümer aber meldete Eigenbedarf an.

Einen Zusammenhang zwischen der Kündigung und der Prüfung auf Denkmalwürdigkeit sieht Heidi Matthias nicht. Vielmehr sei ein weiteres Haus an der Tiergartenstraße, die Nummer 46, ebenfalls zur Denkmal-Prüfung vorgesehen. Für dieses Gebäude hatte Paul Hoffmann für die FDP in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Ost eine Denkmal-Prüfung beantragt.

Das Gebäude Nummer 50 wollen die Behördenvertreter in Kürze besichtigen. Sollte sich herausstellen, dass noch „genügend original erhaltende Bausubstanz vorhanden ist“, will man Experten des Landschaftsverbands Rheinland um eine „fachtechnische Begutachtung des Gebäudes“ bitten. Ein Gutachten solle dann die Grundlage für die Eintragung des Objektes in die Denkmalliste der Stadt sein.

Die Frage, ob das Haus Nummer 46 an der Tiergartenstraße denkmalwürdig ist, soll im Zusammenhang mit der Sichtung des Gesamtwerks des Architekten bewertet werden. Zwischenzeitliche Recherchen hätten ergeben, so die Denkmalschützer, dass es weitere Gebäude in der „gleichen Formensprache“ in Krefeld gibt. So steht zum Beispiel ein identisch gestaltetes Haus an der Kaiserstraße. Auch an der Tiergartenstraße sowie an der Hohenzollern- und Friedrich-Ebert-Straße wurden weitere Häuser nach den Entwürfen von Josef Janssen gebaut.

Derzeit sind allerdings nur die in einer Broschüre über sein Werk in den Jahren 1925 bis 1935 beispielhaft aufgezählten Exemplare bekannt. Darüber hinaus liegen Fotos von Gebäuden vor, bei denen noch nicht klar ist, wo sie stehen. Doch die Untere Denkmalbehörde hat von einem Familienangehörigen des Architekten die Zusage, „demnächst weitere Informationen über sein Schaffen zu erhalten“. Und erst wenn weitere oder eventuell sogar alle seine Häuser ermittelt werden konnten, könne man das Gesamtwerk „richtig bewerten“.

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