Krefelder Duo erkennt Tauben im Flug

Für die Rentner Helmut Lücker und Peter Haverkamp gibt es kaum Wichtigeres als ihre flatternden Boten.

Krefeld. Da braucht auch die Frau nicht zum Essen zu rufen: Wenn Helmut Lücker und Peter Haverkamp in der Reisesaison auf die Ankunft ihrer Brieftauben warten, gibt es kaum etwas Wichtigeres. Seit mehr als 50 Jahren teilen Lücker und Haverkamp die Faszination für die Brieftaubenzucht. Bis zu fünf Stunden täglich befassen sich die beiden Rentner mit ihren Schützlingen, füttern und trainieren sie und säubern den Taubenschlag.

Im Hause Lücker in Traar finden bis zu 150 Tauben Platz. Direkt unter dem Dach befindet sich der Taubenschlag. Durch ein Dachfenster lässt der Züchter die Tauben zum Training raus. Vor der Haustür steht ein Käfig mit fünf Jahre alten, männlichen Brieftauben. Diese haben es durch gute Leistungen bei den Wettkämpfen in die Zucht geschafft und sollen ihre sportlichen Gene weitergeben. „Manche meiner Tauben sind im Laufe der Jahre einmal rund um den Globus geflogen“, berichtet Lücker stolz.

Ab Ende April geht es in die heiße Phase für die Brieftaubenzüchter: Die Reisesaison beginnt. Bis Anfang September werden die Brieftauben einmal pro Woche mit speziellen Lastwagen (Kabinenexpress) zu den sogenannten Auflassorten gebracht.

Erst vor kurzem ging die Reise in das 268 Kilometer entfernte Wertheim. Von dort aus flogen die Tauben mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Kilometer pro Stunde Richtung Heimat. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn die ersten Tauben wie Pfeile zurück in den Taubenschlag fliegen“, sagt Lücker.

Die Ankunftszeiten werden elektronisch gemessen. Was zählt, sind die geflogenen Meter pro Minute. „Bis zu drei Stellen nach dem Komma können über Sieg oder Niederlage entscheiden“, erklärt Peter Haverkamp, der 14 Jahre lang für die Elektronik beim Verband Deutscher Brieftaubenzüchter in Essen tätig war.

Seit ihrer Jugend widmen sich die beiden Freunde in ihrer Freizeit dem Taubensport, satt haben sie den noch lange nicht. „Mit neun Jahren bekam ich die ersten Tauben von meinem Großvater zur Kommunion geschenkt“, erinnert sich Haverkamp. Das war 1947. Im gleichen Jahr flatterte auch Helmut Lücker seine erste Brieftaube ins Haus. Stolz erklärt er: „Ich bin wohl der Krefelder, der am längsten bei den Wettkämpfen mitgemacht hat.“

Ein Leben lang waren die beiden Brieftaubenzüchter 365 Tage für ihre Schützlinge da. Da entstehe schon so etwas wie eine persönliche Beziehung zu der eigenen Zucht: „Wenn die Vögel nach Hause kommen, kann ich schon von weitem sehen, welche Taube da angeflogen kommt“, erzählt Haverkamp.

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