Finale im Streit um den Bypass

Stadtwerke legen in der Bezirksvertretung Planung für neue Haltestelle und Umgestaltung des Bockumer Platzes vor.

Krefeld-Bockum. Über die Umgestaltung des Bockumer Platzes mit einer Schließung des sogenannten Bypasses wird in der Bezirksvertretung Ost seit den 90er Jahren diskutiert. Diese Debatte könnte jetzt ins Finale gehen. Am 17. März werden die Stadtwerke in der Bezirksvertretung Ost eine Planung vorlegen, die neben einer neuen Haltestelle auch ein Gesamtkonzept für einen neuen Platz enthält. Die geplante, barrierefreie Haltestelle in einer Dimension von rund 40 mal 15 Metern wird zudem den jahrelangen Streit um den Bypass beenden.

Vor fast genau vier Jahren, im Mai 2007, wurde die Rechtsabbiegespur der Uerdinger Straße Richtung Innenstadt geschlossen. Die Verwaltung gab eine Häufung von Unfällen an dieser Stelle als Grund an. Im Stadtteil brach ein kleiner Aufstand los.

Seither entwickelt sich der Streit über Pro und Kontra zu einer Posse. Das Thema ging mit konträren Positionen quer durch die Ausschüsse und durch Ratssitzungen. Der Bypass tauchte auf als Motiv in Rosenmontagszügen und erst vor wenigen Tagen kam das Thema vor den Gästen der Brauchtumsgesellschaft Creinvelt im Mercure Park-Hotel musikalisch auf die Bühne. Die Gruppe „Bypass Bockum“ nahm sich des Dauerbrenners an und empfahl als Lösung einen Kreisverkehr namens Bockudilly Circus mit Anspielung auf den Londoner Picadilly Circus: Motto: „Jetzt geht’s rund, niemand braucht mehr anzuhalten.“

Im Januar 2008 legten Gerd Mittelham, Karl-Josef Steiners, Alfons Steeger und Uwe Hütteners 1572 Unterschriften gegen die Schließung vor. „Das ist ein überwältigendes Ergebnis“, wurde kommentiert. Mit einigen Hundert Signaturen hätten sie gerechnet, aber mit dieser Zahl nicht. Sie machten damit Front gegen eine in Bockum übermächtig scheinende CDU, zu der immerhin Fraktionschef Wilfrid Fabel, Kreisvorsitzender Winfried Schittges und OB Gregor Kathstede gehören.

Bei den Wahlen zur Bezirksvertretung im September 2009 musste die CDU in Bockum einen Rückgang der Stimmen zwischen neun und zehn Prozent hinnehmen.

Die CDU war schwer angeschlagen. Obwohl es eine Reihe anderer Gründe dafür gab, machten die Christdemokraten die Schließung der Abbiegespur dafür verantwortlich. Die Folge: Fabel verkündete mehrfach öffentlich, dass die Schließung des Bypasses gegen den Willen vieler Bürger falsch war.

Auch innerhalb der CDU führt das Thema zu heftigen Streitereien. Am 17. Dezember 2009 zieht der Stadtrat Konsequenzen. Die Öffnung des umstrittenen Straßenstücks wird gegen die Stimmen der SPD, Grünen und Linken sowie einer weiteren Stimme beschlossen.

Die Gegner der Schließung wollten den Schampus und das Bier aus Freude schon fast bestellen: Wenn der Bypass am Bockumer Platz entsprechend dem Ratsbeschluss wieder geöffnet wird, wollten die Freunde der Abbiegespur zu einem Umtrunk einladen. Das hatten die Initiatoren der Unterschriftenaktion verkündet. Doch es kam anders.

Um sich für die Wiederwahl des Bezirksvorstehers Brockers die Stimmen der FDP zu sichern, nickte die CDU zwar das Wahlversprechen der Liberalen um Joachim C. Heitmann ab, die Rechtsabbiegespur wieder zu öffnen. Am 11. März 2010 knickte die Truppe um CDU-Sprecher Gregor Grosche aber wieder ein. Sie folgt nun den Anträgen von SPD und Grünen, die die Wiederöffnung der Abbiegespur ablehnen.

Es folgt der Eklat. FDP-Chef Joachim C. Heitmann verlässt schnaubend die Sitzung und spricht von „klarem Wortbruch“. Die Stimmung zwischen den beiden früheren Koalitionspartnern CDU und FDP ist seither gereizt.

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