Die Trennung fällt schwer

Am Sonntag wird Pastor Hans Beckers mit einer Messe die Gemeinde St. Josef. Er mag nicht Kaplan der neuen Gemeinde sein.

Traar. Zwischendurch sortiert er schon seine Bücher. Von vielen muss er sich trennen, da kommt er schonmal ins Sinnieren. Pastor Hans Beckers verlässt Traar und die Gemeinde St. Josef. Nach 31 Jahren hat er sich entschieden, die Gemeindereform zum 1. Januar nicht als "Kaplan" zu erleben. Am letzten Sonntag des Kirchenjahres, am Christkönigfeiertag, 22.November, verabschiedet er sich. Am Tag zuvor feiert die Gemeinde das 175-jährige Bestehen der Kirche.

Am Dienstag kommender Woche kommt der Spediteur. Der bringt die Habe des Pastors nach Hinsbeck, ins Marienheim. In dem Seniorenstift bezieht Beckers eine Dienstwohnung, "2ZKDB". Dafür betreut er die alten Menschen im Heim. Darüber hinaus hilft er in den Gemeinden Hinsbeck mit 3500 und Lobberich mit 8000 Seelen. "Eine reine Altenheimseelsorge hätte mir nicht gefallen", sagt Beckers, der sich auf eine neue Herausforderung freut.

Seiner Traarer Gemeinde hat er seine Entscheidung erklärt: Er habe vor der Wahl gestanden, priesterlicher Mitarbeiter ohne rechtliche Entscheidungskompetenz in der neuen Fünf-Kirchen-Pfarre St. Christophorus zu sein, Ruhestandsgeistlicher in der Großgemeinde oder Krefeld zu verlassen. Beinahe hätte er Traar vor 16 Jahren schon verlassen. Da hat ihn der damalige Ratsherr Bernd Giesbertz bekniet und überzeugt, zu bleiben.

Der Gemeinde mit 2800 Seelen hat das gut getan, wie ein Heft über die vielfältigen Aktivitäten von der Orgelmusik über den Chor, den Kindergarten, die Basargruppe bis zu Pilgerfahrten nach Trier dokumentiert. Die waren ihm genau wie die Jugendfreizeiten stets ein besonderes Anliegen: Eine Gruppe wandert acht Tage lang, eine andere ab Daun drei Tage lang bis zur Matthiaskirche an der Mosel. Diese Aufgabe überlässt er vertrauensvoll der von ihm initiierten Bruderschaft.

Hans Beckers kommt vom Land. Er stammt aus Schierwaldenrath im Selfkant, knapp 400 Einwohner groß. Manchmal fährt er von Krefeld aus mit dem Rad dahin. Radfahren ist seine Leidenschaft, war er doch kürzlich noch damit in Schottland und England. Fünf Jahre lang hat Beckers in Frankfurt studiert, im Jesuitenkolleg St. Georgen, dazwischen ein Jahr in München, "Kultur schnuppern". Geweiht worden ist er in Heinsberg. "Damals gab es noch 20 Primizen im Bistum."

Als Kaplan in Mönchengladbach-Holt entdeckte er seine Liebe zu "Borussia": "Da kam Jupp Heynckes her, noch heute fahre ich zweimal im Jahr zum Fußball." Seine weiteren Stationen waren Rheydt-Odenkirchen und dann 1975 St. Stephan in Krefeld, bei Pastor Merkelbach. Als der heute emeritiere Weihbischof Karl Reger ihn damals für Traar warb, ist Beckers erst mal in der Dunkelheit auf Erkundung gegangen: "Ich wusste überhaupt nicht, wo Traar liegt."

Kürzlich war Weihbischof Karl Borsch zur Visitation in Traar. "Wir waren uns einig, dass viele Veränderungen kommen, die Gläubigen werden sich umgewöhnen, es bricht aber viel Neues und Hoffnungsvolles auf", berichtet Beckers. Für seine Entscheidung hat er zwei Nächte nicht geschlafen, aber jetzt geht er ohne Bitterkeit: "In gut drei Jahren wäre ich ohnehin pensioniert worden." Ein wenig nach Selbströstung klingt der Satz: "Beckers ist und war nicht die Pfarre St. Josef. Die bestand bei seinem Kommen schon 130 Jahre und wird auch nach ihm weiter bestehen."

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