Bürger kämpfen für Spielplatz

Den Kindern fehlt die Spielmöglichkeit und den Erwachsenen der zentrale Treffpunkt.

Bockum/Uerdingen. Trotz klirrender Kälte versammeln sich fast 50 Leute am WZ-Bus am Lübecker Weg. Sie haben zur Stärkung heißen Kaffee und Tee im Gepäck. Die Bürger kämpfen für einen schönen Spielplatz für ihre Kinder. Zurzeit stehen da nur wenige unattraktive Geräte. Die Anlieger haben im Vorfeld Handzettel gedruckt und in den Abendstunden verteilt, um auf den Termin mit der Rollenden Redaktion aufmerksam zu machen. Einen Container mit Spielsachen wollen sie sogar selbst anschaffen und Spielplatzpaten stehen auch schon bereit. An Eigeninitiative mangelt es den engagierten Bürgern nicht.

Nun hoffen sie auf Unterstützung der Stadtväter. Was die Bürger am WZ-Bus am Nachmittag noch nicht wissen konnten, am Mittwochabend hat der Jugendhilfeausschuss beschlossen, den Spielplatz zu sanieren.

"Schade, dass es hier so trostlos geworden ist", sagen Sascha (22), und Yannick (16) Baumans. "Wir sind hier groß geworden, es war immer etwas los." Sie sprechen für ihren Bruder Lars (13), der hier gerne seine Freunde treffen will. Von einem "früher gut funktionierenden Spielplatz" spricht auch Frank Kühnen und denkt, dass eine einmalige Überprüfung des Platzes in mehreren Jahren zu wenig ist. Oma Helga Kühnen weiß, wie es am Anfang war: "Früher waren die Kinder immer draußen und hatten viel Spaß." Sie lobt die Pflege des Platzes und den Grünrückschnitt.

Auch Gabriele Krause lobt das schnelle Handeln seitens der Verwaltung. "Neuen Sand haben wir bekommen, die Gehwegplatten wurden saniert und ein weiterer Eingang geschaffen." Allerdings muss sie jetzt den Kindern erklären, warum es nicht weiter geht. "Immer wieder klingeln sie bei mir und fragen, wann sie endlich ihre neuen Spielgeräte bekommen", berichtet sie. "Bei dem Tempo, das die Handwerker beim Abbau des Gerüsts vorgelegt haben, dachte ich, die hätten schon längst das neue parat", sagt Adolf Dollmann. "Jetzt ist es hier langweilig. Wir wollen unser Klettergerüst wieder haben", sagt seine Enkelin Lena (11). Und viele der Kinder in der Siedlung pflichten ihr bei.

Diana Baumanns vermisst den zentralen Treffpunkt. "Krefeld - schön hier?", fragt sie. "Hier ist ist das Gegenteil der Fall." Ihr ältester Sohn ist 22 Jahre alt, ihr jüngster mittlerweile 13. "Als das Klettergerüst abgerissen wurde hat er ganz entgeistert am Fenster gestanden und konnte es nicht glauben", erzählt sie. Paul Bienemann findet es traurig, "dass man den Spielplatz so hat herunter kommen lassen. Früher war er ein Kommunikationszentrum. Von ganz klein bis zu vierzehn Jahren hat sich alles getroffen. Seitdem das letzte Holzgerüst weg ist, geht gar nichts mehr." Die Tochter von Patricia Aha hatte früher immer Freundinnen zu Besuch, die gerne auf den Spielplatz gingen. "Heute verabreden sie sich woanders." Werner Reschke sagt: "Der Spielplatz ist kein Spielplatz mehr. Zum Schluss war auch der Kletterturm morsch."

Michael Bink äußert sich dahingehend, dass es sehr traurig sei, dass für das Bockumer Feld nichts getan werde. "Es beschämt ein wenig. Ich finde die Kletterspinnen auf den anderen Plätzen so schön, da müsste auch hier eine stehen." Britta Hamann sagt: "Es ist schade, dass für das Wichtigste in der Gesellschaft, für die Kinder, nichts passiert. Da muss man andere Prioritäten setzen." Das denkt auch Benedikt Winzen: "Dass auf dem Ostwall eine knapp vier Millionen teure Überdachung gebaut wird, ist zwar richtig, aber hier muss auch investiert werden. Mit einer vernünftigen Konzeption kann mangelndes Geld kein Grund sein."

Die Tochter von Elke Nauen geht zur Realschule und fragt dort, ob sie nachmittags auf dem Schulhof spielen darf. "Sonst hat sie keine Gelegenheit", ärgert sich die Mutter. "Der nächste Spielplatz ist mindestens zehn Minuten zu Fuß von hier entfernt", sagt Gabriele Krause. "Und - vor allem den Kindern - fehlt der zentrale Treffpunkt."

Sandra Kaysers (13) findet den Zustand schade. "Ich finde es richtig blöd, dass man hier nicht mehr spielen kann", sagt sie. "An dem Spielplatz hingen doch auch Erinnerungen. Kinder neigen dazu, aus Langeweile dumme Sachen anzustellen."

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