Bootsverleih am Stadtwaldweiher: Kapitän Adjei und seine Flottille

Seit 25 Jahren kommandiert Donkor Adjei den Bootsverleih am Stadtwaldweiher. Leben kann er von den Einnahmen nicht.

Krefeld. Seine Flottille von 17 Tret- und zwölf Ruderbooten liegt am Westufer des Stadtwaldweihers. „Kapitän“ Donkor Adjei (55) kommandiert den Bootsverleih seit 1988. „Untergegangen ist in diesen 25 Jahren noch keines meiner Boote“, meint der gebürtige Ghanaer, der im Rollstuhl sitzt, und lächelt. Nach einem Autounfall 1996 ist er querschnittsgelähmt. Adjeis „Brücke“ liegt oberhalb des Weihers in seinem Kiosk. Dort verkauft er Tickets, Getränke, Eis und Süßigkeiten. Unten am Steg unterstützen ihn ab und zu seine Helfer Hermann und Harald und fassen mit an beim Ab- und Anlegen der Boote.

Gegenüber laden einige Tische zum Verweilen nach dem Bootstrip über den Weiher ein. Adjei hat hier schon Kinder zu Gast gehabt, die heute mit ihren eigenen Kindern Bötchen fahren. Viele Kunden kennt er mit Namen. An guten, sprich warmen und sonnigen Tagen lassen sich seine Einnahmen sehen. Fünf Euro kostet eine halbe Stunde im Tretboot. Ohne „Stütze“ aber könnte er davon nicht leben. Nach Abzug der Unkosten bleibt lediglich ein Zubrot.

Donkor Adjei, Vater von drei inzwischen erwachsenen Kindern, träumt deshalb von einer kleinen Gastronomie am Anleger. Dafür aber müsste fließendes Wasser her und eine Toilette. Das nächste WC liegt im rund 300 Meter entfernten Stadtwaldhaus. Beides aber könnte für ihn Wirklichkeit werden, sollte die benachbarte Fachwerkscheune renoviert werden.

Stammgäste am Anleger sind ein Rabenpaar und ein Fischreiher, der elegant seine Kreise zieht und sich dann bei Adjei niederlässt. „Der kommt gerne“, erzählt der Bootsverleiher, „hier kann er sich richtig sattfressen“. Das dreieinhalb Hektar große Gewässer sei überaus fischreich, schwärmt Donkor Adjei.

Anteil daran hat die Sportanglervereinigung Krefeld (SAVK), als Pächter des Gewässers. Der Verein mit rund hundert Mitgliedern bewirtschaftet neben dem Stadtwaldweiher noch weitere drei Gewässer in Krefeld. Hege und Pflege und der Besatz mit Jungfischen habe zu einem guten Bestand geführt, weiß Vorsitzender Helmut Vollmer (62). Die Boote stören auf dem rund ein Kilometer langen Rundkurs um die Mittelinsel die Angler nicht: „Wir kommen gut miteinander klar“. Es werde manchmal schon laut, wenn ganze Schulklassen in die Bötchen stürzen, aber insgesamt sei es ein friedliches und harmonisches Nebeneinander, sagt Helmut Vollmer, der im „Zivilberuf“ als kaufmännischer Angestellter für die Wohnstätte arbeitet. „Probleme haben wir aber mit den vielen Schwarzanglern, die ohne Erlaubnis in unseren Gewässern wildern.“

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