Bockum: Zwei Westfalen und ein Ostpreuße schützen Bockum

Das Stadion und die Gegend um den Sprödentalplatz machen dem Team des Polizei-Bezirksdienstes die meiste Arbeit. Ansonsten ist ihr Revier eher ruhig.

Krefeld. "Das hier war einmal eine richtige Wache. Unten im Keller gab es sogar weithin berüchtigte Gewahrsamszellen. In die wurden meist die renitenten Innenstädter gesteckt."

Polizeihauptkommissar Bernward Geltenpoth vom Bezirksteam im Bockumer Rathaus kann viele originelle Geschichten aus dieser Zeit erzählen. Doch die ist schon lange vorbei.

Heute geht es hier eher gemütlich zu. Abgesehen vom etwas arbeitsintensiveren Bereich um Sprödentalplatz und Grotenburg-Stadion ist es ein ruhiges Einsatzgebiet, für das Geltenpoth und seine beiden Kollegen zuständig sind.

Seit 1973 ist der Hauptkommissar jetzt schon im Polizeidienst, seit 1976 in Krefeld und seit 1996 als Bezirksbeamter in Bockum. Da er im Einsatzgebiet wohnt, ist nach Dienstschluss nicht immer Feierabend.

"Die Leute rufen mich schon mal zu Hause an oder sprechen mich abends in der Kneipe an", erzählt er. An krieewelsche Töne hat sich der "Dorfsheriff" längst gewohnt. Als gebürtigem Dortmunder rutscht ihn das typische "Woll" aber nur noch ganz selten heraus.

Lediglich im Westen des Bezirks, schon jenseits der Grenzen des statistischen Bezirks Bockum, am Sprödentalplatz, gibt es etwas mehr zu tun.

Wenn der KFC spielt, wird es im Revier auch schon einmal hektisch. Waren die Krefelder Fans früher eher friedlich, hat sich die Situation heute nach Meinung der Polizeibeamten verschärft.

"In den vergangenen ein, zwei Jahren ist der schwarze Block in der Fankurve von Saison zu Saison größer geworden. Dem konnte man beim Wachsen zusehen", sagt Polizeioberkommissar Robin Kaminski, der jüngste der drei Bockumer Kollegen, dessen Eltern es nach dem Krieg von Ostpreußen an den Rhein verschlagen hat.

Aber nicht allein die KFC-Rabauken sind das Problem. Von Dynamo Dresden oder Düsseldorf angereiste Fans sorgen immer wieder für große Einsätze. "Beim Spiel gegen Rot-Weiß Essen waren mehr Kollegen im Einsatz als früher bei den Europacup-Spielen von Bayer 05 Uerdingen", sagt Geltenpoth.

Doch die Beamten nehmen auch diese Einsätze mit Humor. Gern erinnern sie sich an das Spiel des KFC gegen Dynamo Dresden am letzten Spieltag der Saison 2003/2004. Dynamo hatte den Aufstieg bereits geschafft. Schon zehn Minuten vor Spielende bereiteten sich die Dresden-Fans darauf vor, das Spielfeld zu erobern.

Kaminski beginnt zu plaudern: "Ich weiß noch, wie ein hiesiger Kollege ganz überzeugt davon war, dass die Gäste-Fans auf keinen Fall über den Zaun klettern würden. Der Kollege aus Dresden sagte nur im breitesten Sächsisch: ’Das haben die Berliner auch geglaubt.’" Die Zäune waren dann auch kein wirkliches Hindernis. Der Rasen des Grotenburg-Stadions wurde natürlich gestürmt.

Den Umgang mit Fußballfans ist Kaminski inzwischen gewohnt. Der für das sonst so ruhige Idyll Bockum zuständige Bezirksbeamte hat schließlich Großstadterfahrung. Der Oberkommissar mit den ostpreußischen Wurzeln war von 1990 an anderthalb Jahre im Polizeirevier Düsseldorf-Mitte unterwegs, ehe er nach Krefeld zurückkehrte.

"Diese Zeit hat mich sehr geprägt. Das ist ein ganz anderes Arbeiten als hier", sagt er. Aber der Bezirksdienst in der Altstadt habe ihm viel Spaß gemacht.

Sein Kollege Bernd Müller, der dritte Polizeibeamte des Teams in Bockum, kennt ebenfalls beide Extreme: die Arbeit eines Landsheriffs wie die des Großstadtbeamten.

Angefangen hat er 1979 seine Ausbildung an der Polizeischule im ostwestfälischen Stukenbrock. Anschließend war er einige Zeit in der Kölner Innenstadt tätig. Auch für Müller war der Dienst in der Großstadt ein wichtiger Lebensabschnitt: "Endlich weg von Mamas Rockzipfel, das war schon schön", erinnert sich der Wiedenbrücker, der die Wurstwaren aus seiner westfälischen Heimat noch sehr zu schätzen weiß.

Auf Köln folgten 23 Jahre Dienst in Oelde im Kreis Warendorf. Erst vor zwei Jahren kam Müller nach Krefeld. Der Liebe wegen - und die wohnt in Uerdingen. Bockum und ein Eckchen von Oppum werden also von zwei Westfalen und einem Ostpreußen geschützt.

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