WZ-Video: Im Kriechgang durch den Kanal

An der Dujardinstraße werden neue Mischwasser-Rohre gelegt. Wer den Weg ins unterirdische Dunkel wagt, wird mit spannenden Einblicken belohnt.

Uerdingen. Die giftgrüne Flüssigkeit am Fuß der Leiter wirkt ziemlich abschreckend auf den Besucher. Wer weiß, welche Überraschung sich noch in den dunklen Kanal-Rohren unter der Erde versteckt? Doch Guido Klein-Hitpaß von der Bocholter Baufirma Epping gibt Entwarnung für den Fleck am Boden: Er stammt aus einer Schlauchwaage, einer Art Wasserwaage, die Flüssigkeit verloren hat. Der Ausflug in Uerdingens unterirdisches Kanal-Netz kann beginnen.

Gut dreieinhalb Meter tief ist die Baugrube an der Dujardinstraße. Ein schwarzes Loch gähnt in der Tiefe. Nur ganz weit hinten und wenn er seine Augen stark anstrengt, erkennt der Besucher buchstäblich ein helles Licht am Ende des Tunnels.

Ein Mischwasserkanal entsteht hier - hauptsächlich für Regenwasser. "Bei Starkregen reichte der alte nicht mehr aus", sagt Bauleiterin Ilona Bartzsch von der SWK Aqua.

Die Stadtwerke sind für insgesamt 800 Kilometer Kanalnetz in Krefeld zuständig. Dagegen mutet die Uerdinger Baustelle geradezu winzig an. Nicht einmal 300 Meter misst das neue Teilstück, das bisher noch keinen Tropfen Wasser gesehen hat. Die Schuhe bleiben dementsprechend sauber beim Gang durch das Rohr, das eigentlich aus vielen, jeweils vier Meter langen Einzelteilen besteht.

Gerade erst hat der Kran wieder eines der 14 Tonnen schweren Ungetüme in die Baugrube hinab gelassen. Diese Masse an Gewicht wird hydraulisch bewegt. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Metern pro Tag eine eher langsame Angelegenheit. "Im Moment haben wir das Höchsttempo erreicht", sagt Klein-Hitpaß.

Sogar mit bloßem Auge ist zu erkennen, wie das Rohr "Gas gibt" und in der Wand verschwindet. Am Rand tröpfelt wieder eine zweifelhafte Flüssigkeit herunter - diesmal eher dickflüssig und braun. "Sieht nach Kanal aus, ist aber nicht das, was es zu sein scheint. Es handelt sich um Bentonit, eine Art Gleitmittel", erklärt der Bocholter Klein-Hitpaß und lacht.

Der Weg durchs Dunkel erscheint länger, als er ist. Kein Wunder, es geht ja immer nur geradeaus. Immerhin: Verlaufen kann man sich hier nicht. Nur anstrengend ist es für all diejenigen, die größer als 1,75 Meter sind. Denn der Rohrdurchmesser lässt ihnen kaum Luft nach oben. Der eine oder andere kriecht leicht gekrümmt oder zumindest mit eingezogenem Kopf hindurch.

Die dünnsten Kanal-Rohre Krefelds sind gerade mal zwei Hand breit, die dicksten bis zu vier Meter. "Das sind die so genannten Sammler, wo mehrere Kanäle zusammenfließen", erklärt Bartzsch.

Es kann einem schon mulmig werden, so allein da unten in dem schummrigen Rohr. Die Geräusche von draußen, oberhalb der Straße, dringen dumpf ins Rohr unter der Erde. Eine Schubkarre, die mitten im Gang steht, erweist sich als übles Hindernis und erfordert akrobatisches Geschick. Und das bei der gebückten Haltung.

Am Ende des Tunnels wartet nicht nur Licht, sondern auch eine Schleuse. Zur Sicherheit, falls der Pegel des Rheins, der nur ein paar Meter weiter fließt, wieder einmal ansteigt. Dann heißt es: Schleusen dicht. "Wie in einem U-Boot", sagt Klein-Hitpaß. "Das Grundwasser wird so zurückgehalten."

Bis Mitte nächsten Jahres soll das neue Rohr an den alten Kanal angeschlossen werden. Problemlos gestalten sich die Bohrarbeiten vorab. "Da hatten wir Glück. Normalerweise trifft man immer auf irgendwelche Leitungen, bei denen man nicht weiß, wem sie gehören. Da muss man viel herum telefonieren, und das dauert", sagt Klein-Hitpaß. "Kein Mensch weiß vorher, was da so alles an Leitungen in der Erde liegt oder welche Funde man beim Graben macht."

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