Wie vor 331 Jahren: Eine Segeltour nach Germantown

Horst Schiffer wirbt auf der boot für eine Reise, wie sie 1683 Krefelder Auswanderer gewagt haben.

Krefeld. 1683 verließen 13 Krefelder Familien aus Angst um ihr Leben ihre Heimat. Die Mennoniten und Quäker flohen vor religiöser Verfolgung, sie begaben sich auf eine beschwerliche Reise in ein unbekanntes Land und eine ungewisse Zukunft.

Sechs Wochen lang segelten sie auf der Concord, einer 40 Meter langen Galeone, über die Weltmeere. „Vermutlich starteten sie ihre Reise in Uerdingen, folgten dem Rhein bis Rotterdam und fuhren rüber nach England“, sagt Horst Schiffer. Der 41-jährige Hobby-Historiker hat sich auf die Spuren der ersten Auswanderer aus Krefeld begeben. „Unter den 57 Passagieren der Concord waren 33 Krefelder, hinzu kamen 40 Mann Besatzung.“ Am 6. Oktober 1683 legte die Concord am Delaware in der noch jungen Stadt Philadelphia an. Mit Hilfe von William Penn und Franz Daniel Pastorius, den Initiatoren der Besiedelung Pennsylvanias, bauten sich die 13 Krefelder Familien, die sogenannten „Original 13“, in Amerika eine neue Heimat auf. „Germantown“ nannten sie ihr neues Zuhause.

„Krefelds erste Auswanderer gehörten zu den ersten deutschen Siedlern in Amerika“, sagt Horst Schiffer. „Sie gaben den Startschuss für alle folgenden Auswanderer.“

Auf der boot in Düsseldorf hält Horst Schiffer zurzeit täglich in der Kleidung des 17. Jahrhunderts einen Vortrag über die „Expedition Germantown“. Und er macht Werbung in eigener Sache. Denn im Jahr 2016, wenn sich das Ereignis zum 333. Mal jährt, will er selber möglichst originalgetreu in See stechen. „Ich möchte die Route nachsegeln“, sagt Schiffer, „und am eigenen Leib erfahren, was in keinem Geschichtsbuch steht.“

Wie war das damals? Welche Strapazen nahmen die Menschen auf sich? Und was ist aus den Familien der Original 13 geworden? Gibt es noch Nachfahren? „Vier wilde Kerle“ hat Schiffer bislang von seinen Plänen überzeugen können. Aber die Expedition hängt noch von vielen Faktoren ab. Horst Schiffer arbeitet hauptberuflich im Bereich der Abwassertechnik, vom Segeln und Navigieren hat er keine Ahnung. „Ich besitze nur einen Sportbootführerschein Binnen“, gesteht er lachend. Horst Schiffer ist auf die Unterstützung vieler Menschen angewiesen, die an dem ungewöhnlichen Experiment teilnehmen möchten. Er ist auf der Suche nach Historikern, Übersetzern, Investoren, Sponsoren und nicht zuletzt braucht er ein Schiff samt Kapitän und Mannschaft.

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