Uerdinger Züge auf Chinas Telefonkarten

Der 63-jährige Günther Klebes hat das rare Stück auf einer Auktion ersteigert.

Krefeld. Eisenbahnfreund Günther Klebes aus Erlangen sammelt fast alles, was auch nur im Entferntesten mit der Bahn in Zusammenhang steht, mit Ausnahme echter Züge: Modelle, historische Uniformmützen (die sogenannten „Rotkäppli“), Briefmarken und eben Telefonkarten.

Bei seiner Suche nach neuen Schätzen ist der Schulbusfahrer jetzt auf einer belgischen Auktion auf ein Telefonkarten-Puzzle aus China gestoßen, auf dem ein Zug aus Uerdingen in Bukarest abgebildet ist. Klebes, der ehrenamtlich für die Bahnhofsmission arbeitet, bot als Einziger und ersteigerte das gute Stück für nicht einmal zwei Euro. „Die Portokosten waren höher als das Sammlerstück“, sagt der leidenschaftliche Sammler und lacht.

Es geschehe häufig, dass auf Briefmarken und Telefonkarten aus China und Japan Bahnen sowie Lokomotiven europäischer oder amerikanischer Herkunft abgebildet sind. Das erscheine zwar auf den ersten Blick abwegig, sei aber einfach zu erklären: „Die Chinesen schauen sich im Internet um und verwenden Bilder, die ihnen gefallen“, sagt Klebes. „Lizenzen oder Urheberrechte spielen dabei keine Rolle.“

Der Fotograf des Bildes mit dem Zug bei Kissing habe kaum Chancen, für die Verwendung seines Bildes ein Honorar einzufordern. „Ich kenne Fotografen, deren Bilder sind auf afrikanischen Briefmarken“, sagt der Erlanger, der für die Mansfelder Museumsbahn einen Ehrenlokführerschein besitzt. „Natürlich haben sie sich geärgert, dafür nicht bezahlt zu werden. Dennoch waren sie stolz darauf, dass ausgerechnet ihr Motiv ausgesucht worden ist.“

Die auf den Karten zu erkennenden drei Triebzüge seien von Siemens in Erlangen entworfen, in Uerdingen gebaut und um das Jahr 2000 nach Rumänien geliefert worden. Dort werden sie als „Sageata Alabastra“ (Blauer Pfeil) im Express-Zug-Dienst eingesetzt. Außer nach Deutschland und Rumänien sei der Triebwagen-Typ „Desiro“ in viele Länder der Erde geliefert worden. Auf die Kuriosität dieses rumänisch-chinesischen Eisenbahn-Unikats ist der 63-Jährige erst vor ein paar Wochen gestoßen.

Seine Sammellust für Bahnkarten sei übrigens kein Einzelfall, sagt er: „Es gibt spezielle Ausstellungen für Eisenbahn-Telefonkartensammler.“

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