Interview Uerdingens Zentrum soll näher an den Rhein rücken

Für Bezirksvorsteher Jürgen Hengst ist das Projekt Rheinblick das entscheidende Thema im kommenden Jahr.

Interview: Uerdingens Zentrum soll näher an den Rhein rücken
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Rheinblick, die Deichsanierung, der neue Steiger: Uerdingens Potenzial ist enorm, das findet jedenfalls Bezirksvorsteher Jürgen Hengst (SPD). Aber: Es muss in Zukunft stärker ausgeschöpft werden — auch daran müsse die Politik im kommenden Jahr arbeiten. Ein Rückblick auf das, was war und ein Ausblick auf das, was kommt.

Herr Hengst, wie sehen Sie das Uerdingen der Zukunft?

Jürgen Hengst: Es ist von zentraler Bedeutung, dass Krefeld, ähnlich wie Düsseldorf oder Köln, als Stadt am Rhein erlebt wird — und das geht nur gemeinsam mit Uerdingen. Das Potenzial ist da. Das merkt man auch durch das Interesse von Investoren. Aber wir müssen Uerdingen auch in der Wahrnehmung aller Krefelder am Rhein platzieren.

Wie kann das gelingen?

Hengst: Ein erster Schritt ist ja schon gemacht: Nach zig Jahren der Planung ist der Rheindeich im Mai fertig geworden. Die Aufenthaltsqualität ist enorm gestiegen. Sie werden in Uerdingen kaum jemanden finden, der nicht sagt, dass das eine tolle Anlage geworden ist, wo man gerne spazierengeht.

Was ist als Nächstes geplant?

Hengst: Im kommenden Jahr fällt die Entscheidung zur Gestaltung der Wallanlagen zwischen Rheindeich und Kronenstraße. Die Mittel sind im Haushalt vorhanden. Spätestens 2017 soll man den Fluss dann überall von oben überblicken können. Im Frühjahr soll auch der neue Steiger montiert werden.

Über den kaputten Steiger ärgern sich viele Uerdinger.

Hengst: Das ist vor allem ärgerlich, weil der neue Deich ja im Mai fertig war und Schiffe seit Mitte des Jahres über Düsseldorf oder Duisburg umgeleitet werden mussten. Aber: Wenn der neue Steiger im Frühjahr kommt, können dort bis zu 150 Meter lange Schiffe anlegen.

Stichwort Bayer-Casino: Denkmal oder abrisswürdig — wie stehen Sie zu dem Thema?

Hengst: Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, aber wenn man ein Gebäude unter Denkmalschutz stellt, muss man ganz eindeutig schauen, ob man für dieses alte Gebäude eine sinnvolle und dauerhafte Nutzung findet, weil es sonst verrottet. Für das Casino ist praktisch keine Nutzung möglich, weil es im direkten Einzugsgebiet des Chemieparks liegt. Gastronomie oder Tagungsräume wären darin nicht mehr zulässig. Insofern: Ich bin dafür, dass es abgerissen wird.

Am Projekt Rheinblick hat es viel Kritik gegeben. Wie haben Sie die Diskussion in den vergangenen Jahrzehnten erlebt?

Hengst: Rheinblick begleitet mich seit 1987. Damals hat der Planungsdezernent Peter Forschbach verkündet, dass zwei Jahre später ein neues Areal am Rhein entstehen soll. Seitdem hat es zig Planungen gegeben, die alle im Sand verliefen. Die heutige beruht auf den Ergebnissen einer Ideenwerkstatt 2003 und 2004: Nördlich angrenzend an den Deich sollen sehr hochwertige Wohnungen entstehen. Seit etwa fünf Jahren werden die Planungen konkreter, und seitdem gibt es Widerstand von Anwohnern, die — zu Recht — fürchten, nicht mehr auf den Rhein gucken zu können. Für mich ist Rheinblick das ganz entscheidende Thema 2016.

Sie sind ein Verfechter dieses Projekts?

Hengst: Wenn ich das Geld hätte, würde ich mir selbst eine dieser Wohnungen kaufen. Ich bin überzeugt, dass das Projekt wichtig ist für unseren Stadtteil: Uerdingen würde mit der Rheinblick-Bebauung direkt ans Rheinufer rücken. Das bietet neue Perspektiven für die Innenstadt, weil der Zugang geöffnet und die leerstehenden Industriebrachen als Barrieren verschwinden würden. Und: Durch Rheinblick ziehen andere Investoren nach — davon könnte Krefeld als Gesamtstadt profitieren. Wichtig finde ich, dass das Projekt im Einvernehmen mit dem Chemiepark und den Investoren realisiert wird.

Ein Beispiel: Was würde das konkret für Uerdingens verwaiste Einkaufsstraße bedeuten?

Hengst: Ja, Uerdingen hat ein zunehmendes Problem mit Leerständen — und dem könnte man durch Rheinblick entgegensteuern. Die Fußgängerzone würde definitiv aufgewertet, weil sich durch zahlungskräftiges Klientel ganz andere Geschäfte dort ansiedeln.

2016 soll der Satzungsbeschluss zum Rheinblick fallen. Welche Konsequenzen hätte es für Sie, wenn doch nichts daraus wird?

Hengst: Wenn dieses Projekt scheitert — was tatsächlich möglich ist —, muss ich mir überlegen, ob ich weiter Bezirksvorsteher bleiben kann. Meine Vision von einem neuen Uerdingen am Rhein ist untrennbar mit dem Erfolg des Projekts Rheinblick verbunden.

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