Uerdingens Narren leben in der Sonne

Die Stimmung an der Strecke, in Gärten und auf Balkons brodelte. Rund 85 000 Menschen kamen zum Zug.

Uerdingens Narren leben in der Sonne
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. 50 verschiedene kunterbunte Wagen und Gruppen bilden den Karnevalszug. Tausende Zuschauer in glitzernd-schicken bis blutig-gruseligen Kostümen stehen an den Straßenrändern und fangen Kamelle und Krawatten. Über allem erstreckt sich der gewohnt blaue Tulpensonntagshimmel. Uerdingens Narren leben im Sonnenschein. So können Anwohner der Zugstrecke mit Bierchen und Musik in ihren Vorgärten feiern oder das bunte Treiben locker vom Balkon aus beobachten.

Überschattet wird der Lindwurm, den 85 000 Menschen sehen wollten, diesmal durch zahlreiche Einsätze von Rettungssanitätern und Polizei mit Blaulicht. Zweimal muss der Zug sogar „rechts ran“ um die Rettungswagen vorbei zu lassen. Das sorgt für Verzögerungen.

„Wir hatten viel zu tun. Es waren aber nicht mehr Einsätze als sonst“, berichtet der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, Dr. Ulrich Lenssen. „In Uerdingen sind die Straßen eng. Wenn die Unglücksstellen mit denjenigen, die zu viel getrunken haben, ungünstig liegen, müssen wir den Zug kreuzen oder an ihm vorbei.“

Eine große Ansammlung jugendlicher Karnevalsfans gibt es wieder am Gymnasium am Stadtpark. Sie bekommen Unterstützung von rund 250 jungen Leuten aus Duisburg. Die Nikolaus-Groß-Straße brummt. Der Trend geht hin zum Gruppenkostüm. Ganze Rudel von Tigern und Eisbären lassen sich die Sonne auf den Pelz scheinen. An dieser Straße ist die Party-Zone, ist die Beschallung mit Karnevalsliedern flächendeckend. Über allem liegt Tim Toupet mit seinem Fliegerlied: „Heut’ ist so ein schöner Tag“.

Die hübschen Fußgruppen und Garden fallen auf. So sind Freiheitsstatuen der Braunschweiger Narrenzunft unterwegs. Toms Neandertaler schreiben über sich: „Kleen Grupp. Doll Trupp. Super Drupp!“ Und die Oedingsche Bengel kommen aus dem Wilden Westen.

Der traditionelle Seitenhieb der Uerdinger auf die Krefelder fehlt natürlich auch nicht. „Oedingsche schwimme, Krieewelsche jont baden“, finden die Mitglieder der Karnevalsgesellschaft (KG) Op de Höh und haben den Oberbürgermeister in einen blau-weiß gestreiften Badeanzug gesteckt. Der OB ist auch Thema bei der KG Uerdinger Rheinfunken. „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.“ Ihr Mottowagen schmückt das Bild des Oberbürgermeisters.

Ziemlich laut ist die mitgeführte Kanone, schwungvoll die Tanzeinlage des Rock ‘n’ Roll-Clubs Number One, und das Krefelder Fanfarencorps bringt auf seinem Wagen tolle „Stimmung auf Rädern“. „Dass die Stimmung mit der Dauer des Karnevalszuges steigt“, findet Zuschauer Thomas Heuer, der mit Sohn und Freunden am Straßenrand steht. „Die Teilnehmer haben sich viel Mühe gegeben“, findet er.

Und dann winkt er dem „Last-Minute-Prinzenpaar“ Nici I. und Willi IV. zu. Es genießt die Fahrt durch die Menge, wirft Kamelle unters Volk, getreu dem Motto des Prinzenpaares: „In letzter Sekunde sagten wir ,Ja‘ und sind jetzt euer Prinzenpaar.“

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