Trickreich und schnell: Futsal erobert Deutschland

Messi oder Ronaldo lernten beim Hallenfußball ihr Rüstzeug für ihre Karriere. Die Sportart wird auch hier immer beliebter.

Trickreich und schnell: Futsal erobert Deutschland
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Es ist eine dieser Szenen, die diesen Sport so besonders machen. Der brasilianische Futsal-Star Falcao klemmt den Ball zwischen beide Füße, dreht eine Pirouette und wirbelt den Ball über die Abwehrmauer und den verdutzten Keeper ins Tornetz. Das Publikum in der Halle reißt es von den Sitzen.

Benjamin Sahel ist Kapitän der Futsaler des SC Bayer Uerdingen. Mit seinen 13 Mannschaftskollegen geht er in der NRW-Regionalliga auf Punktejagd. Die Charakteristika des Futsals (vom spanischen Fútbol Sala = Hallenfußball) hat er schnell umrissen: „Im Gegensatz zum Rasenfußball gibt es nicht die festen Positionen. Jeder greift an, jeder verteidigt. Schnelles Umschalten ist gefragt. Eine gute Ballbehandlung auf engstem Raum ist wichtig“, sagt der 27-Jährige.

Vor allem die Varianten bei Standardsituationen, also bei ruhenden Bällen, werden einstudiert, zudem absolvieren die Uerdinger einmal pro Woche Athletiktraining. Wer auf dem Feld steht, verausgabt sich, wie beim Handball oder Basketball. Zum Durchatmen geht es auf die Bank. Es kann fliegend gewechselt werden.

Jede Menge Ballgefühl ist notwendig, um seine Gegenspieler auf dem 40 mal 20 Meter großen Feld zu verladen. Geführt wird der sprungreduzierte Ball meist mit der Sohle. Man könnte auch sagen: Er wird gestreichelt.

In Brasilien oder Spanien, den aktuell beiden dominierenden Teams der Welt, ist der Futsal ein fester Bestandteil einer jeden Fußball-Ausbildung. Eine Frage drängt sich auf. Ist der Futsaler der bessere Fußballer? „Die Futsal-Ausbildung auf engem Raum fördert auf jeden Fall die technischen Qualitäten. Es gibt für Kinder zudem mehr Erfolgserlebnisse beim Torschuss.

"Das Positionsspiel fehlt beim Futsal jedoch“, sagt Sahel, dessen Vorbild der Spanier Javi Lozano ist, Uefa-Futsal-Cup-Sieger mit dem FC Barcelona, „ein Idealbild eines Futsalers“, wie der Bayer-Kapitän sagt. Kein Individualist wie Falcao. Die „Werksfünf“, wie sich das Futsal-Team des SC Bayer nennt, strebt in dieser Saison einen Platz unter den ersten zwei in der Regionalliga an, um sich für das Viertelfinale um den DFB-Futsal-Cup zu qualifizieren. Aktuell liegt die Mannschaft auf Rang drei.

Im Spanier Christian Perez, ein Student aus Santiago sowie den Niederländern Frank Nellissen und Samir el Ghoul haben die Uerdinger auch internationale Kräfte in ihren Reihen. Man darf gespannt sein, ob das Ensemble von Trainer Jos van Gerden bald bundesweit von sich Reden macht. Es müssen ja nicht unbedingt solch ausgefallene Tricks gelingen wie dem Brasilianer Falcao.

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