SV Bayer: Frisches Klima in der Traglufthalle

Der SV hat das Gebäude saniert — das Belüftungssystem soll helfen, Energie zu sparen.

Uerdingen. Gelbes Wasser im Schwimmbecken? Dagegen hat Techniker Thomas Jähn nichts. Zumindest nicht für kurze Zeit. Nach dem Umbau der Traglufthalle des SV Bayer 08 Uerdingen hatte das Gesundheitsamt die unbedenkliche Farbe ins Wasser gegeben, um zu prüfen, ob die Maschinen rundlaufen und das Chlor sich gleichmäßig verteilt. „Bereits nach wenigen Minuten hatte sich das gesamte Wasser verfärbt — so wie es sein soll“, erzählt Jähn. Das verfärbte Nass wollte der Verein seinen Mitgliedern allerdings nicht zumuten. Die Schwimmer durften ihre Bahnen erst ziehen, als das Wasser wieder kristallklar über den Beckenrand plätscherte.

Rund sechs Wochen hat der eigentliche Umbau der Traglufthalle gedauert. In dieser Zeit musste das Bad geschlossen bleiben. „Gleich mehrere Firmen waren ständig vor Ort“, berichtet Jähn. „Den Betrieb konnten wir deshalb nicht aufrechterhalten. Aber das Ergebnis macht das wett“, findet er und deutet auf die neuen 2000-Watt-Strahler, die modernen Sicherheitstüren, das geflieste Podest. Auch das Dach, von dem die Halle ihren Namen hat, ist neu. Statt zwei sollen jetzt drei übereinanderliegende Folien das Wetter abhalten.

Probleme gab’s nur, als das Dach nach der Sanierung in Form gebracht werden musste. Denn die Konstruktion trägt nur bei einem Überdruck von 220 Pascal und musste deshalb erst in die richtige Position „gepustet“ werden. „An besagtem Tag hatte es stark geregnet“, erzählt Jähn. Das Wasser hatte sich auf der Plane gesammelt, deshalb sei es schwierig gewesen, das Dach allein durch den Überdruck in die vorgesehene Stellung zu bringen. Doch alles ging gut. Jetzt können die Schwimmer wieder bei sanftem Lichteinfall von oben trainieren.

Den Überdruck können Jähn und seine Kollegen im Keller kontrollieren. Hier befindet sich das Herzstück der neuen Anlage, die Steuerung. Über das Display, das auf Fingerdruck reagiert, lassen sich unter anderem Licht, Wasserumwälzung und Belüftung regeln.

Im Keller haben die Arbeiter auch neue Kanäle für das Belüftungssystem montiert. Sie führen zu einem futuristisch anmutenden Gebilde außerhalb des Schwimmbades. Statt die gebrauchte Luft wie bisher ungenutzt aus dem Schwimmbad zu pusten, entzieht die Anlage der Luft die Feuchtigkeit und gewinnt die Wärme zurück. „Wir gehen davon aus, dass der Energieverbrauch auf diese Weise sinkt. Genaues können wir aber erst nach dem Winter sagen“, erklärt Jähn.

Durch die neue Anlage hat sich auch das Raumklima gebessert. Früher lagt die Luftfeuchtigkeit in der Halle bei rund 75 Prozent, schätzt Jähn. Zuschauer konnten es deshalb nur in T-Shirts auf der Tribüne aushalten. Wer ein Foto vom Turnier knipsen wollte, musste erst das beschlagene Objektiv abwischen. Das ist nun nicht mehr so: Bei 50 Prozent Luftfeuchtigkeit lässt es sich in der Halle gut aushalten. Das liegt auch an den Weitwurfdüsen, die Frischluft direkt auf die Tribüne blasen.

Jähns persönlicher Favorit ist allerdings der neue Chlorgasraum. Zwar wird das Wasser im Keller durch die Zugabe von Ozon gereinigt, ganz ohne Chlor kommt das Schwimmbad aber nicht aus — auch wenn dem Wasser nur wenig Desinfektionsmittel beigegeben werden muss. Das Chlorgas lagern die Betreiber anders als früher in einem gesicherten Raum außerhalb des Bades.

„Früher konnte es passieren, dass am Sonntag in aller Frühe das Telefon klingelte und ein Mitarbeiter anrücken musste, um eine leere Flasche auszutauschen. „Das kann jetzt nicht mehr geschehen, da drei Behälter miteinander gekoppelt sind. Ist einer leer, sind ja noch die anderen da“, erklärt Jähn. Weniger Arbeit für ihn und seine Kollegen. Gut so, denn die haben eindeutig genug zu tun.

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