Studenten restaurieren Apostelaltar in St. Matthias

70 Jahre war das Kunstwerk unvollständig, bis Überreste auf dem Dachboden gefunden wurden.

Uerdingen. Rund 70 Jahre bestand der Apostelaltar der katholischen Pfarrkirche St. Matthias in Hohenbudberg nur aus Fragmenten. Teile des Kunstwerkes waren seit der Zerstörung durch eine Luftmine im Zweiten Weltkrieg nicht mehr vorhanden. Dass die stark beschädigten, teilweise zerbrochenen und unter einer dicken Staubschicht liegenden Werke auf dem Dachboden des Gotteshauses gefunden wurden, ist einem Zufall zu verdanken.

Nun ist der Apostelaltar nicht nur wieder komplett, sondern auch vollständig restauriert. Mehrere Jahrgänge von Studenten der Fachhochschule Köln haben sie gemeinsam mit den zwei anderen Flügeltafeln seit 2001 restauriert und in dieser Woche angebracht. Die spannende Frage lautete: „Passt nach so vielen Jahren noch alles zusammen, funktionieren die Scharniere noch?“ Denn auf dem Dachboden waren die Gemälde über die Jahrzehnte ganz anderen Einflüssen ausgesetzt als im Kirchenraum. Die Besucher der Sonntagsmesse um 18 Uhr werden staunen. Es passt.

Doch von Anfang an: „Im Zuge der Restaurierungsarbeiten an den drei Altären von St. Matthias stöberten die jungen Leute auch auf dem Dachboden und entdeckten mit Kennerauge die fehlenden Teile. Es war ein richtiger Glücksfall“, berichtet Küster Wolfgang Hermanns. „Doch die Farbe auf dem Eichenholz war verblichen, das Blattgold zerstört, Risse zogen sich durch die teilweise zerbrochenen Bilder. Mit alten Fotos ließ sich die Zusammengehörigkeit belegen.“

Diese Praxis-Aufgabe für die Studierenden in den Ateliers der Fachhochschule (FH), genauer: des Instituts für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft, war alles andere als einfach. Die Studentin Sabine Müller zählt auf: „Die nur vier Millimeter dicken und teilweise verbogenen Tafelfragmente mussten verleimt und zusammengefügt werden. Fehlstellen wurden durch Holzergänzung geschlossen und anschließend retuschiert.“ Hierfür habe auch der seltene gebräuchliche Stör-Kitt, der aus Haut des Tieres gewonnen wird, Anwendung gefunden.

Es war jedoch nicht die Aufgabe, strahlend schöne, neue Gemälde zu schaffen. „Vielmehr gilt es, den Bestand zu sichern und zur Geltung zu bringen“, erklärt FH-Professor Hans Portsteffen. „Für die Kirchengemeinde und für uns waren die Arbeiten eine reine Win-Win-Situation. Selten haben wir solche Stücke für die praktische Arbeit.“

Aufgrund der Aufgabe fehlen an einigen Stellen auch weiterhin Farbe und Rahmen. Doch das stört nicht.

Die dargestellten Figuren, Petrus und Paulus, der Heilige Heinrich und die Heilige Elisabeth sind nun ohne Risse und schadhafte Stellen zu sehen. Oder auch nicht. Denn laut Liturgie werden die Flügel des Altarretabels nur zur Fasten- und Adventszeit geschlossen. „Ansonsten sind die anderen Tafelseiten mit Fensterdarstellung und Lilien-Vase zu sehen“, erklärt der Student Raphael Torscheit und zieht die Handschuhe über, um die Funktion der entrosteten und funktionierenden Scharniere zu demonstrieren.

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