„Probleme sind hausgemacht“

Die Klagen über weniger Laufkundschaft in Uerdingen teilen am WZ-Bus nicht alle.

Uerdingen. Seit Ende August haben die Uerdinger ein Einkaufszentrum vor der Tür. An Röttgen/Kurfürstenstraße entstand ein Komplex mit einem Edeka-Markt, einem Friseur und einer Apotheke. Die Meinungen über den Markt sind allerdings zwiespältig. "Der Markt ist aus meiner Sicht ein Witz", sagt Horst Jansen. Ursula Jüdicke pflichtet ihm bei. "Wir haben mindestens 18 Friseure in Uerdingen und Gartenstadt und so viele Apotheken. Warum brauchen wir davon noch mehr?" Sie betritt den Komplex nur, wenn sie etwas woanders nicht bekommt. Jansen ist da resoluter: "Ich habe kein Verständnis dafür und werde dieses Einkaufszentrum nicht betreten."

Andere sehen den Markt deutlich positiver. "Wir haben seit einigen Wochen deutlich mehr Laufkundschaft", sagt Lydia Götzl vom Schuhhaus Engels an der Alten Krefelder Straße. Gleiches gelte auch für zwei andere Geschäfte, sagt sie. Da bei Engels viele Stammkunden verkehren, fallen ihr Schukkäufer, die neu in den Laden kommen, sofort auf. "Die Leute kommen sowohl von der Niederstraße als auch von der Kurfürstenstraße", hat Götzl beobachtet.

Andere Bürger und Geschäftsleute klagen hingegen, mit dem Angebot im Edeka-Center nicht mithalten zu können. "Seit der Eröffnung ist in den Geschäften im Ortskern weniger los", hat Horst Jansen beobachtet. Der Ur-Uerdinger fürchtet, dass das Geschäftsleben an der Alten Krefelder, der Ober- und Niederstraße ausstirbt. Ursula Jüdicke hat mit den Marktleuten, die am Röttgen immer mittwochs uns samstags frische Ware anbieten, gesprochen. "Sie haben weniger Kunden als vor der Eröffnung."

Bei Hilde Flöhr. die ein Ladenlokal an der Alten Krefelder Straße vermietet, hat ein Mieter, der Bastelbedarf anbietet, zum 1.März gekündigt. "Er kann das Geschäft nicht halten, weil die Umsätze zurückgegangen ist." Sie macht das neue Einkaufszentrum dafür verantwortlich. "Es fehlt die Laufkundschaft", sagt Flöhr.

Begeistert vom Angebot bei Edeka ist Klaus-Peter Linke. Er hält die Klagen von Geschäftsinhabern über zu wenig Kundschaft für hausgemacht. "Es gibt zu viele Bäcker und Apotheken. Die sind selber schuld, wenn der Umsatz zurückgeht." Angebote wie Wäsche oder Schlüssel an der Alten Krefelder Straße dürften keinen Umsatzrückgang spüren, weil es so etwas im Edeka-Center nicht gebe. Für viel problematischer hält er hingegen Zulieferer der kleinen Ladenlokale, die die Kurfürstenstraße blockieren. "Außerdem wird das Edeka-Parkhaus kaum genutzt", sagt Linke.

"Der neue Supermarkt ist ein Totengräber für Uerdingen. Der Ortskern wird daran kaputt gehen", sagt Wolfgang Zanssen. Er und seine Frau Margret Zanssen hätten sich stattdessen den Erhalt des Bunkers gewünscht. "Ideen gibt es viele. Man hätte den Bunker als Lagerraum nutzen können, einen Jugentreff einrichten oder eine Nachhilfe-Station für Schüler"sagt er. "Der Bunker war ein Wahrzeichen für Uerdingen, man hat ihn nur verkommen lassen." Der neue Edeka werde nicht gut aufgenommen. "Ich habe von vielen gehört, dass ihnen der Edeka nicht gefällt - zu unübersichtlich. Das ist einfach eine Nummer zu groß für Uerdingen", sagt Margret Zanssen.

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