Neues Buch über die Linner Stadtgeschichte

60 Jahre verschollene Manuskripte des geistlichen Georg Buscher sind wieder aufgetaucht und nun verlegt worden.

Krefeld. Rund sechs Jahrzehnte ruhte das Manuskript im Aachener Diözesanarchiv. Nur eine Abschrift mit vier Durchschlägen, im Büro des Unternehmens Wahlefeld gefertigt, gab Kenntnis von dem Werk des aus St. Hubert stammenden Geistlichen Georg Buscher.

Auszugsweise wurde es 1973 in der Zeitschrift „Die Heimat“ veröffentlicht. Vor anderthalb Jahren haben sich der Linner Museumsdirektor Christoph Reichmann und der Verleger Stefan Kronsbein wieder darum gekümmert.

Sie gewannen den Linner Bürgerverein als Herausgeber und den Förderverein der Linner Museen sowie viele andere als Sponsoren. Karl-Heinz Foncken steuerte Bilder dazu. Jetzt liegt das Buch „Geschichte der niederrheinischen Pfarre Linn“ reich bebildert auf 264 Seiten in 1200 Exemplaren mit Hardcover für 20 Euro vor.

Georg Buscher (1880-1957) war Religionslehrer am Gymnasium am Moltkeplatz und hatte offenbar ein freimütiges Mundwerk. Damit geriet er früh in den Blick der Nationalsozialisten, die bereits 1935 für eine zunächst vorübergehende Beurlaubung sorgten. Als er wieder unterrichten durfte, setzt man einen Abiturienten als Spitzel auf ihn an. Schließlich wurde er 1938 aus dem Amt entfernt.

Als Seelsorger für den Bereich der Ossumer Kapelle hatte Buscher dann offenbar viel Zeit, sich um Geschichtsthemen auf Quellenbasis zu kümmern.

So kamen nicht nur seine Linner Geschichte, sondern auch die zahlreicher Gemeinden zustande wie auch der vom Lanker Land oder von Oppum oder des preußischen Kulturkampfs im Rheinland. Buschers „freie Schnauze“ hatte offenbar nicht nur die Nazis geärgert, sondern auch viele Amtskollegen. So kümmerte sich niemand um seine Werke, die Lücken in der niederrheinischen Geschichtsschreibung schlossen.

Das vorliegende Buch, von Reichmann bearbeitet und mit überschaubaren Quellenhinweisen versehen und von Dieter Nellessen redigiert, hat zum Glück genügend Sponsoren und Unterstützer gefunden, um zu dem moderaten Preis den Einzug in viele Linner Regale zu finden.

So ist schon das Titelbild mit der Kreuzprozession — ein Ausschnitt aus einem größeren Werk - interessant. Georg Buscher beschreibt vor allem die kirchliche Seite der Linner Geschichte, spart aber die politische nicht aus, wie es die frühere Veröffentlichung eines anderen Autors mit längeren Zeitabschnitten gemacht hatte.

Christoph Reichmann hat eine längere Lebensbeschreibung des Autors hinzugefügt, die eine eigenwillige Figur ins rechte Licht stellt. Die zivile Geschichte an sich geht tief in die vorrömische Zeit hinein und hört bei der Eingemeindung nach Krefeld 1901 keineswegs auf.

Die kirchliche Geschichte beginnt mit der frühen Christianisierung, nennt zahlreiche Persönlichkeiten des Klerus’ und beschäftigt sich auch mit dem Kirchenvermögen.

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