Nach 33 Jahren fällt der Abschied schwer

Ingrid Höttges verlässt Ende März die Kindertagesstätte Thielenstraße. Bevor es in den Ruhestand geht, wird aber noch gefeiert.

Oppum. Als Ingrid Höttges in ihre erste Kindergartengruppe eintrat, wurde Kibiz noch mit ie und tz geschrieben und beschrieb ausschließlich einen Vogel - das war 1977. Heute ist alles anders: Die Kindergartentante heißt Erzieherin und Kibiz steht für das Kinderbildungsgesetz, dass für weniger statt mehr Personal sorgt. Die einzige Konstante war für die Mädchen und Jungen der evangelischen Kindertagesstätte Thielenstraße Ingrid Höttges.

Ende März geht sie nach 33 Jahren in den Ruhestand. Mit der WZ wirft sie einen Blick zurück: "Insgesamt war es wirklich eine sehr schöne Zeit mit wenigen Tiefen und vielen Höhen. Es hat sehr, sehr viel Spaß gemacht", lautet das Fazit ihrer Laufbahn. Ursprünglich hatte sie für sich eine andere Tätigkeit vorgestellt. "Ich wollte immer mit Kindern zusammenarbeiten und habe auch schon früh auf Nachbarskinder aufgepasst. Aber eigentlich wollte ich als Kinderkrankenschwester arbeiten", erklärt die 61-Jährige.

Doch daraus wurde nichts. Nach ihrer Ausbildung zur Kinderpflegerin mit staatlicher Anerkennung blieb sie bei ihrem Beruf und verlor nie mehr einen Gedanken an eine andere Aufgabe. Ihre erste und letzte Station ihres beruflichen Weges war die Kita in der Thielenstraße. 33 Jahre ist sie der Oppumer Kindereinrichtung treu geblieben, hat erlebt, wie die Räumlichkeiten nach und nach zu eng wurden, wie die Kita erweitert werden musste.

Wie viele Kinder sie in all dieser Zeit betreut, wie viele Tränen sie getrocknet, wie viele Schnuten sie abgewischt und wie viele Lacher sie von sich gegeben hat, wenn ein Kindermund mal wieder Wahrheit kund tat, dass vermag Ingrid Höttges jedoch nicht zu sagen. "Aber es müssen wohl sehr viele gewesen sein", sagt die Kinderpflegerin und fügt hinzu: "Ich hab meinen Beruf mit Leib und Seele ausgeübt."

Damit nicht genug: Sie engagierte sich zusätzlich 20 Jahre als Mitarbeitervertreterin. In der Kita ist sie eine Institution, daher wird es auch kein leichter Abschied werden. "Wenn Frau Höttges morgens nicht mehr da sein wird, fehlt etwas, aber etwas von ihr bleibt immer hier", sagt die Leiterin der Einrichtung, Heike Abel, und erklärt, was die langjährige Mitarbeiterin auszeichnet: "Trotz ihres Alters ist sie immer bei Neuerungen dabei und ist überhaupt nicht betriebsmüde. Im Gegenteil, sie hat immer die Kinder im Blick und versucht, jede einzelne Persönlichkeit zu fördern. Deswegen sind wir auch Spielsachen-reduziert. Die Kinder sollen mehr kommunizieren, sie sollen lernen durch Bewegung und Wahrnehmung."

Gerade über so viele Jahre ist es nicht selbstverständlich, dass Mitarbeiter mit der Zeit gehen, doch die 61-Jährige ist bis heute aufgeschlossen für Neues. Gerne lernt sie von jüngeren Kolleginnen, die wiederum von der Lebenserfahrung ihrer Dienstältesten profitieren. Höttges: "Die Frage ist immer: Wo steht das Kind? Wo der Einzelne? Wo das Team?" Damit ist es aber jetzt vorbei. Nun stellt sich die Frage was sie mit ihrer Freizeit macht. "Ich habe ein Enkelkind, was mich bestimmt auf Trab halten wird. Mit meinem Mann gehe ich gerne auf Reisen." Geplant hatte sie ihren Abschied schon im vergangenen Jahr, doch so richtig loslassen konnte sie nicht. "Mit vielen Änderungen und der neuen Leitung seit 2001 kam bei mir noch einmal ein richtiger Schub, da musste ich noch ein Jahr dranhängen", meint sie. Doch jetzt ist ihr Mann froh, dass sie einen Schlussstrich zieht.

Bevor sie sich verabschiedet, wird Höttges offiziell mit einem Gottesdienst und einem Empfang im Kagawa Haus geehrt. "Was genau geplant ist, verraten wir noch nicht", sagt die Leiterin. Somit hält auch der Abschied eine kleine Überraschung parat.

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