Marktplatz: 1:0 für Standort am Röttgen

Am WZ-Mobil stößt der Vorschlag, den Markt zu verlegen, auf wenig Gegenliebe.

Krefeld. Mit seinem Vorschlag, den Markt in Uerdingen nach Jahrzehnten wieder an den historischen Standort zu verlegen, hat der Kaufmannsbund für Diskussionen gesorgt. Die Marktbeschicker und zahlreiche -besucher am WZ-Mobil am Röttgen sind sich jedenfalls einig: Der Marktplatz soll an seinem jetzigen Standort erhalten bleiben.

"Die Verlegung ist der größte Blödsinn aller Zeiten", sagt Christel Stockmann (67). Sie kommt seit 40 Jahren aus Meerbusch, um auf dem Uerdinger Markt einzukaufen. Für sie der größte Vorteil des jetzigen Standortes, dass er leicht mit dem Bus zu erreichen ist.

Generell halten viele den jetzigen Standort für die praktischere Lösung. "Es gibt hier eine wunderschöne Atmosphäre. Ich komme gerne aus Meerbusch hierhin", sagt Gabi Pricken. Nach einer Verlegung würde sie sich nach Alternativen umschauen. "Auf diesem Platz gibt es viel mehr Möglichkeiten. Kein Mensch kann doch die Taschen so weit aus der Innenstadt tragen", sagt die 87-jährige Ursula Jödicke aus Uerdingen. Das sieht Befürworterin Waltraud Indenhuck (69) anders: "Ich würde auch da hinten hin gehen. das würde die Innenstadt beleben und der Platz ist auch schöner."

Blumenhändler Frank Paes aus Wachtendonk hat da andere Erfahrungen gemacht. "Es sind die Märkte die besseren, die Parkplätze haben. Die Leute wollen beispielsweise eine Palette Blumen nicht weit tragen und fahren dann dahin, wo sie direkt parken können", sagt er. Klaus-Peter Linke kann nicht verstehen, dass davon gesprochen wird, den Markt "wieder" zu verlegen. "Das ist doch über 40 Jahre her, dass der an dem anderen Standort war. Da kann sich doch kaum noch jemand dran erinnern."

Problematisch wird auch gesehen, dass der historische Marktplatz kleiner ist. "Wenn nicht alle auf den Markt können und welche ausgeschlossen würden, das wäre schlimm. Da hängen ja Existenzen dran", sagt Margret Bocholz, Verkäuferin der Bäckerei Backus. Blumenhändlerin Silvia Klinger warnt vor weiteren Nachteilen bei einer Verlegung: "Am anderen Standort gibt es jährlich mehrere Veranstaltungen, an denen es dann keinen Markt gibt."

Ein Platzproblem sieht die 72-jährige Erika Scherch nicht. Sie ist eine der wenigen, die für einen Umzug an den historischen Marktplatz ist. "Wir haben doch einen so schönen Platz und die Stände können sich in die Fußgängerzone ausdehnen, das ist in anderen Städten doch auch so."

Um die Existenz der Händler sorgt sich auch Hildegard Gerz, die mindestens einmal in der Woche aus Meerbusch kommt. "Wenn die Kunden vom Hinterland wegbleiben, dann machen sie die Marktbeschicker strategisch kaputt", sagt sie. "Es gibt kaum einen Wochenmarkt, der so eingebrochen ist wie hier am Röttgen", sagt Wild- und Geflügelhändler Marcel van den Berg. Eine Verlegung des Marktes würde die Situation nur verschärfen.

An eine Belebung für die Innenstadt glauben nur wenige. "Wenn ich Bummeln gehen will, geh’ ich nach Uerdingen. Zum Einkaufen gehe ich zum Markt", sagt Anni Deufen. Marktbeschicker Hans-Bernhard Leppkes fragt: "Von was für einer Belebung spricht der Kaufmannsbund? Es geht um zwölf Stunden in der Woche. Dieser Plan ist doch einfach zu kurz gedacht."

"Unser Antrag muss von der Verwaltung ohnehin erst einmal geprüft werden", sagt Ulrich Lohmar, Vorsitzender des Kaufmannsbundes, zu der Kritik. Er ist aber überzeugt davon, dass ein Markt auf dem historischen Platz die Innenstadt beleben würde: "Man sollte es versuchen."

Eine Option wäre es, die Marktstände auch in die Innenstadt auszuweiten, glaubt Anneliese Jansen. "Man könnte den Marktplatz ohnehin viel schöner machen. Erstmal müsste man ihn aber autofrei machen." Parkplätze könne man auch am Rhein schaffen, schlägt Heinz Oerter vor. "Andere Städte wie Kempen nutzen ihren Marktplatz auch optimal."

Wolfgang Keimel von der gleichnamigen Gärtnerei steht seit Jahrzehnten auf dem Markt. Er sieht nur Nachteile durch eine Umplatzierung: "Kein Platz für alle, keine Abstellplätze für die Fahrzeuge und keine Toiletten." Außerdem würden viele Händler alleine kommen. Wenn man zu seinem Fahrzeug gehe, müsse man dann Ware und Kasse allein lassen.

"Der historische Marktplatz muss wieder Marktplatz werden - ohne Autos und mit einem schönen Brunnen", sagt Georg-Peter Schröder. Neue Toiletten müssten barrierefrei geschaffen werden. Schröder lobt den Kaufmannsbund, "der hier mutig einen ersten Schritt in die richtige Richtung wagt." Der Uerdinger früchtet allerdings, "dass dieser kleine Verein der Aufrichtigen für seine Pläne selbst in seiner eigenen Partei keine Mehrheit finden wird".

Auch Horst Stephan sieht am historischen Standort das reizvollere Ambiente. "Die Innenstadt erführe eine Belebung." Die Zahl der Marktbeschicker sei seit einiger Zeit rückläufig, und für die jetzige Zahl sei der Platz vollkommen ausreichend.

"Da wir wöchentliche Marktbesucher in Uerdingen sind, ist die Verlegung zum Marktplatz ein sehr guter Vorschlag. Wir begrüssen es, wenn wir in naher Zukunft dort in Verbindung mit einem Einkaufsbummel in der Fußgängerzone den Wochenmarkt am Markt finden", sagen Sigrid und Horst Kempkes aus Meerbusch-Lank.

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