Berufskolleg Malou möchte Ingenieurin werden

Das Berufskolleg Uerdingen bietet einen speziellen Kurs an. Rund 40 Prozent der Teilnehmer sind junge Frauen.

Berufskolleg: Malou möchte Ingenieurin werden
Foto: abi

Uerdingen. Die Frage nach der Zukunft. Eine Frage, die bei vielen Jugendlichen oft sehr unbeliebt ist. „Was möchtest du später mal werden ?“ Ratlosigkeit macht sich breit. Eine Antwort ohne stottern ist meist unausweichlich. Die Orientierung fehlt dabei oftmals schon während des Abiturs. Zu wenig Jugendliche erlernen heutzutage noch einen technischen Beruf, wie den des Ingenieurs. Ein Vorschlag liefert das Berufskolleg Uerdingen.

Seit dem Schuljahr 2014/2015 bietet die Uerdinger Schule einen derartigen Lehrgang an — Vollabitur mit Ingenieurwissenschaften. Hans-Jürgen Steffens, Schulleiter des Berufskollegs Uerdingen, sagt: „Die Ingenieurwissenschaften sind die Basis unseres wirtschaftlichen Erfolges. Wir wollen dies schon im Abitur lehren und das Ingenieurwesen von unten stärken.“

Der Lehrgang besteht aus den drei Technikdisziplinen Bau-, Elektro-, und Maschinenbautechnik. Drei Fächer in einem verpackt? Klingt auf den ersten Blick nach viel Arbeit, und das ist es auch. Tristan Eberspächer, einer von rund 60 Schülern die diesen speziellen Kurs absolvieren, verrät: „Natürlich muss man viel dafür tun, da für jedes Fach unterschiedlich gelernt werden muss und am Ende dann alles zusammenkommt.“

Das Berufskolleg Uerdingen ist nur eines von zehn Berufskollegs in ganz Nordrhein-Westfalen, die dieses Angebot offerieren. Schüler, die sich für diesen speziellen Lehrgang entscheiden, werden auf dem Technischen Gymnasium unterrichtet. 220 Schüler Platz können neben den Ingenieurwissenschaften auch auf andere spezialisierte Lehrgänge wie Biologie/Chemie oder Informatik als Leistungskurs zurückgreifen.

Zweiter Pflicht-Leistungskurs ist Mathematik. Abteilungsleiter Sven Mundry sagt: „Die Schüler können ihren technischen Neigungen folgen, ohne sich festlegen zu müssen.“ Wer das Abitur auf dem Technischen Gymnasium abschließt, der besitzt die allgemeine Hochschulreife und kann sich für jeden Studiengang einschreiben.

Der Leistungskurs Ingenieurwissenschaften startete vergangenes Jahr als Modellversuch und hat sich mittlerweile etabliert. Zu Beginn des Projektes stand noch die Frage im Raum, ob sich überhaupt genug Leute finden, um eine Klasse zu stellen. Heute sind es sogar schon zwei und die Resonanz ist ungebrochen. Schulleiter Steffens: „Wir leisten gute Arbeit hier und sind froh, eine Basis für die Zukunft zu schaffen. Für uns ist es auch eine Auszeichnung und Anerkennung, dass wir Teil dieses Projektes sind.“

Wer denkt, dass der Beruf des Ingenieurs noch immer eine reine Männerdomäne ist, der irrt. Rund 40 Prozent der Jugendlichen sind Frauen. Das ist so gewollt. Am Berufskolleg gibt es Lehrer und Lehrerinnen, die diesen Unterrichtsinhalt vermitteln.

Sven Mundry sagt: „Wir wollen den jungen Frauen auch die Berührungsängste an diesem Beruf nehmen. Frauen müssen angesprochen werden, das ist Teil der Zukunft.“ Auch die Schüler sehen dem Projekt positiv entgegen. Malou Scheller spricht begeistert davon: „Es ist cool als Versuchsjahrgang zu gelten und man kann selber stolz sein, dabei zu sein.“

Der Leistungskurs Ingenieurwissenschaften ist ein neues Unterrichtsfach, dass gleichzeitig auch zukunftsfähig ist. Schüler können sich schon während des Abiturs mit Dingen beschäftigen, die ihnen Spaß machen. Doch auch nach dem Abitur stehen den Schülern alle Türen offen. Es ist ein Projekt, das Schülern Orientierung gibt, um später auch auf ungeliebte Fragen die passenden Antworten zu geben.

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