Klaus Jagusch: Gekommen, um zu bleiben

30 Jahre lang war Klaus Jagusch Vorsitzender der Bürgervereins. Ursprünglich stammt er aus Düsseldorf.

Klaus Jagusch: Gekommen, um zu bleiben
Foto: Dirk Jochmann

Gellep-Stratum. Das Erste, was Klaus Jagusch von Gellep-Stratum sah, war das Innere der Gaststätte „Zur Erholung“. Ein Arbeitskollege hatte ihn dorthin auf ein Bier eingeladen. Die Freundlichkeit der Gelleper ließ sich damals nicht nur an der großen Zahl der Biere messen, die sie dem Fremden aus der Landeshauptstadt spendierten. „Im Stadtteil hat jeder jeden auf der Straße gegrüßt. Das kannte ich so aus Düsseldorf, wo ich wohnte, nicht“, nennt Jagusch einen der Gründe, warum er sich schließlich Anfang der 1980er Jahre in Gellep-Stratum niederließ.

Nur wenige Jahre später, 1984, wählten ihn die Mitglieder des Bürgervereins zu ihrem Vorsitzenden. Die Antwort, wie er es angestellt hat, 30 Jahre lang im Amt zu bleiben, bleibt Jagusch schuldig. Doch an die vergangenen 30 Jahre erinnert er sich noch sehr genau.

Jagusch grinst, als er erzählt, wie er — damals noch CDU-Ratsmitglied — Seite an Seite mit dem Grünen Rolf Rundmund gegen den Bau der Straße durch das Latumer Bruch demonstrierte. Bei den Parteikollegen kam die Protestaktion nicht so gut an. „Danach bin ich nicht wieder zur Wahl aufgestellt worden. Leidgetan hat mir das gar nicht“, erinnert Jagusch sich. Und es ist ihm anzumerken, dass ihm der Spaß die Sache wert war.

Denn die Aktion war überaus erfolgreich. Eigentlich habe er gedacht, dass sich nur ein paar Gelleper dem Protestzug anschließen würden. Deshalb waren nur fünf Ordner abgestellt. Am Ende seien rund 600 Menschen gekommen. „Mit so vielen Leuten hatte ich überhaupt nicht gerechnet“, sagt Jagusch.

Jagusch erzählt, dass er sich immer bemüht habe, sein Gegenüber ernst zu nehmen und sich für jeden Gelleper in gleichem Maße reinzuhängen. Nicht nur, wenn es darum gegangen sei, den Bau einer Hochtemperaturverbrennungsanlage zu verhindern. Oder die Stadt davon zu überzeugen, fast 100 000 Euro in eine Unterkunft für den Jugendhilfeverein zu investieren.

Jedem umgefahrenen Straßenschild, jeder von der Stadt vernachlässigten Grünfläche hat Jagusch sich als Bürgervereinsvorsitzender persönlich angenommen, auch wenn er nicht immer erfolgreich war: „Manchmal konnte ich helfen, manchmal nicht“, sagt er.

Nicht auszuschließen sei, dass „sein Wesen sich verhärtet habe durch diese Arbeit und den ganzen Druck.“ Aber er habe nie bewusst jemanden schädigen wollen, schlägt Jagusch leisere Töne an. Nach 30 Jahren ist der ehemalige Düsseldorfer jetzt als Bürgervereinsvorsitzender zurückgetreten, um Jüngeren Platz zu machen.

Ganz geht er nicht, wird zum Beispiel weiterhin den gemeinnützigen Ableger des Bürgervereins unterstützen. Auch in der Kirche wird der MitSechsziger weiterhin vorbeischauen. Dann wird sein Blick sicher auch auf den Kirchturm fallen, dessen Uhr er mehrfach eigenhändig und in schwindelnder Höhe repariert hat. Eine Uhr tickt am Kirchturm heute noch — auch wenn die Wartung jetzt eine Firma übernommen hat.

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