Judo-Pionier gibt die Leitung ab

Leo Andrassy hat 1961 die Judoabteilung des SC Bayergegründet. Jetzt gibt er die Leitung ab.

Uerdingen. "Ich habe beide Sportarten geliebt", antwortet Leo Andrassy auf die Frage, ob Judo oder Skifahren sein Lieblingssport sei. Sowohl auf Bergen und Gletschern, als auch in der Turnhalle war der 83-jährige Uerdinger Stammgast. Für den SC Bayer leitete Andrassy seit 1967 offiziell die Judoabteilung, zusätzlich bot er im Skiclub Lehrgänge an und fuhr als Skilehrer mit in die Berge. Durch seine Herkunft, Leo Andrassy wurde in Tatra in der heutigen Slowakei geboren, war er schon von Kinderbeinen an auf Skiern unterwegs und wollte dieses Wissen gern weiter geben.

"Ich dachte mir: Im Sommer mache ich Judo, im Winter fahre ich Ski", erklärt Leo Andrassy. Nach dem Zweiten Weltkrieg, Leo Andrassy kam zunächst in ein Kriegsgefangenlager in Straubing, nach der Freilassung heuerte er dann als Bergmann in Rumeln an. In das Uerdinger Bayer-Werk kam Andrassy 1956, als er eine Anstellung bei Werkschutz erhielt. Nach den ersten Skilehrgängen und Fahrten mit dem Bayer Ski-Club trat dann die japanische Kampfsportart Judo in Leo Andrassys Leben. Es war 1960 als er mit acht weiteren Gleichgesinnten von einem englischen Soldaten Marc Antonio die ersten Unterweisungen im Judo erhielt.

Die Zahl der Interessierten wuchs schnell und schon bald trug Leo Andrassy dem Verein die Idee einer eigenständigen Judoabteilung vor. Über seine Vorgesetzten Josef Luxen erreichte der Vorschlag den FC Bayer Uerdingen. Schon 1961 war die Judoabteilung aus der Taufe gehoben. "Da wir die ersten Judoka waren, mussten wir uns fast alles selber beibringen", sagt Leo Andrassy, der viele Lehrgänge besuchte.

Vollen Einsatz brachte Andrassy auch für die Wanderungen des Skiclubs, die der Bergprofi akribisch vorbereitete, so dass er seinen Gruppen immer die schönsten und sichersten Wanderwege bieten konnte. Als Judo-Trainer mit schwarzem Gürtel und ab 1967 als offizieller Leiter der Judoabteilung machte sich die Kämpfernatur für den Verein unentbehrlich. "Ich wollte immer gewinnen", erklärt Andrassy. Diese Maxime gab der 83-jährige auch seinen Schülern mit auf den Weg. Noch bis zu seinem 81. Lebensjahr stand Leo Andrassy regelmäßig auf der Matte.

Das große ehrenamtliche Engagement im Verein wurde auch durch die Unterstützung seiner Frau Anita ermöglicht. Seit 51 Jahren sind die Beiden verheiratet und wenn Leo Andrassy rückblickend die negativen Aspekte seiner vielfachen Aktivitäten resümiert, dann ist es die manchmal wenige Zeit, die er mit der Familie verbracht hat.

Die Führung der Judoabteilung hat der Pensionär abgegeben, die Zeit kann Andrassy nun mit seiner Frau im Garten verbringen. Und doch war ein wenig Wehmut dabei. "Ich verlasse die Abteilungsspitze mit mindestens eineinhalb weinenden Augen", sagt Andrassy. Im Ehrenrat bleibt er dem Verein erhalten.

Viel hat Leo Andrassy für den Verein gegeben, viel hat er gewonnen: "Ich wäre sonst niemals in meinem Leben nach Finnland, Schweden, Norwegen und die USA gekommen." Doch einen Wunsch hat der Wanderfreund noch: "Ich möchte noch mal auf eine Fahrt in die Berge gehen, nur um die Natur zu genießen", sagt Andrassy.

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