Insterburger kaufen Altes Rathaus

Der Vertriebenen-Verein darf am Marktplatz bleiben. Der Heimatbund sucht weiter einen neuen Standort.

Krefeld. Die Häuser rund um den Uerdinger Marktplatz haben eine lange, teils bewegte Geschichte, und zurzeit werden einige neue Kapitel geschrieben. Die Bücherei soll schließen, der Brempter Hof steht zum Verkauf.

Immerhin die Zukunft des Alten Rathauses am südlichen Ende des Platzes scheint nun geklärt: Die Politiker im Liegenschaftsausschuss haben grünes Licht für einen Verkauf an die Kreisgemeinschaft Insterburg gegeben. Der Vertriebenen-Verein soll knapp 250 000 Euro für die barocke Villa geboten haben.

Seit 1979 hatten die Insterburger das Alte Rathaus gemietet, der Vertrag läuft im August aus. Der Vorsitzende Reiner Buslaps ist froh, dass die Geschäftsstelle nun am Marktplatz bleiben kann: „Wir Ostpreußen müssen keine zweite Vertreibung befürchten“, erklärt er auf Anfrage. „Die Stadt Krefeld hat 1953 die Patenschaft für unseren Verein übernommen. Es wäre kein schöner Zug gewesen, jetzt zu sagen: Die sollen sehen, wo sie bleiben.“

Leidtragender der Entscheidung ist der Uerdinger Heimatbund. Da der Verein den Brempter Hof wohl verlassen muss, hatte er ein Auge auf das Alte Rathaus geworfen. „Für uns ist das keine gute Nachricht“, sagt der Vorsitzende Elmar Jakubowski. Er verweist auf den Beschluss von 1979, der den Insterburgern nur so lange ein Bleiberecht eingeräumt habe, wie keine Uerdinger Interessen entgegen stünden: „Mit dem Geist dieses Beschlusses hat die jetzige Entscheidung nichts mehr zu tun.“

Nichtsdestotrotz versteht Jakubowski, dass die klamme Stadt Gebäude wie das Alte Rathaus verkauft. „Die Insterburger verfügen über sehr hohe finanzielle Mittel. Da können wir als Heimatverein nicht mithalten — zumal wir, anders als die Insterburger, nicht so erhebliche Zuschüsse von der Stadt bekommen.“

In der Tat erhalten die Vertriebenen jährlich rund 12 000 Euro aus der Stadtkasse. Der Kauf wird jedoch hauptsächlich durch die Stiftung Insterburg finanziert, die hinter dem Verein steht. Wie hoch das Gebot genau liegt, mag Reiner Buslaps nicht verraten. Klar sei jedoch, dass noch Sanierungskosten hinzu kommen, etwa für Isolierung, Dach und Heizung.

Buslaps verspricht, dass der Verein sich mit dem Erwerb des Hauses noch mehr nach außen öffnen wird: „Da ist in der Vergangenheit manches versäumt worden.“ Auch mit dem Uerdinger Heimatbund wolle man gern in Dialog treten — „trotz der Presse-Kampagne gegen uns“.

Elmar Jakubowski, der auch Bezirksvorsteher ist, warnt derweil vor einem „Ausverkauf Uerdingens“. Er fordert die Stadt auf, im Kaufvertrag für die Zukunft bestimmte Nutzungen auszuschließen und ein Rückkaufrecht zu verankern. „Wer weiß, was in zehn Jahren mit den Insterburgern ist, wie sich die Mitgliederzahlen entwickeln? Dann sollten sie die Immobilie nicht beliebig weiterverkaufen dürfen.“

Für den Heimatbund beginnt die Suche nach einer neuen Bleibe nun von vorn. Die Mieten in privaten Immobilien dürften für den Verein unerschwinglich sein. Je nach Investor scheint jedoch ein Verbleib im Brempter Hof vorstellbar. Auch der Vorschlag, anstelle der Bücherei oder gemeinsam mit ihr im rechten Herbertzhaus zu residieren, steht im Raum (siehe WZ-Mobil links).

Die Geschichten rund um den Uerdinger Marktplatz bleiben spannend.

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