Hier tanzen 17 Mädchen – und ein Junge

Sebastian Popiolek ist der einzige männliche Cheerleader bei den Little Dolphins. Er setzt sich damit gegen Klischees durch.

Krefeld-Uerdingen. Ein Blick in die Trainingsstunde der Cheerleading-Truppe Little Dolphins: schnelle Radschläge, gewagte Sprünge und Hebefiguren sowie eine anspruchsvolle Choreografie. Bei den Little Dolphins trainiert auch der zehnjährige Sebastian mit - als einziger Junge inmitten von 17 Mädchen.

Er widersetzt sich erfolgreich dem Klischee, dass alle Cheerleader weiblich sind. Auch gegenüber seinen Klassenkameraden. Denn Jungs werden bei den Cheerleadern gebraucht, da sie bei den Hebefiguren die Frauen höher werfen können: Sie haben meist mehr Kraft.

"Seit einem halben Jahr trainiere ich mit", erzählt der selbstbewusste Viertklässler. Seine Freundin Michelle hat ihn dazu angespornt. Dass er der einzige Junge ist, stört ihn überhaupt nicht, denn der "Männersport" Fußball interessiert ihn weniger. Musik, Rhythmus, Tanz - das ist seine Welt. "Die Hebefiguren machen mir am meisten Spaß", sagt denn auch Sebastian. "Das ist das, was ich am besten kann." Beispielsweise beim Elevator (engl. Fahrstuhl), auf dem ein Cheerleader mit je einem Fuß auf den Händen von zwei sich gegenüberstehenden Tänzern steht.

Den Radschlag hat er als erstes gelernt. Michelle, die er schon aus der Krabbelgruppe kennt, hat ihm das Turn-Element beigebracht. "Ich bin schon seit einem Jahr bei den Cheerleadern dabei", erzählt sie - Hebefiguren, Radschlag, Tanzen: Alles "kein Problem" für sie. Sie schwärmte so lange von dem Training, dass sich Sebastian das Training "einfach mal anschaute".

Seine Mutter ist glücklich, dass Michelle ihn zu dem Sport überredet hat. "Ich freue mich, dass er sich bewegt. Sport ist wichtig für die Entwicklung von Kindern", sagt Gazyna Popiolek, die ebenfalls früher getanzt hat. Am meisten freut sie, dass Sebastians Noten weiterhin stimmen: "Gerade in Mathematik ist er sehr gut."

Trainerin Oxana Prokoptschuk bestätigt: "Die Tänzer üben nicht nur Körperkoordination und Gleichgewicht. Auch die Merkfähigkeit wird geschult." Denn die Choreografien sind kompliziert, häufige Stellungswechsel an der Tagesordnung und das alles auch noch exakt im Rhythmus der Musik.

Weil der Sport so abwechslungsreich ist, werden unterschiedliche Köperpartien angesprochen: Dance ist der tänzerische Teil. Tumbling, das heißt Turnen, ist beispielsweise Handstand, Flickflack, Salto, Schraube oder Rad. Stunts, das sind die Hebefiguren. Pompons hingegen fehlen. "Die benutzt man nur beim Anfeuern, nicht beim Leistungssport Cheerleading", erklärt Prokoptschuk.

Bei der Regionalmeisterschaft in Leverkusen am vergangenen Wochenende haben die Little Dolphins den zehnten von 15 Plätzen geschafft. Damit haben sie fünf Mannschaften überholt - ein guter Anfang. Die Little Dolphins wollen weiter trainieren und noch besser werden. Sebastian wird mit dabei sein.

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