„Ein Sozialkaufhaus ist besser als Leerstand“

Am WZ-Mobil diskutierten die Besucher über das „KaDeOh“. Viele sehen darin eine Bereicherung.

Krefeld-Uerdingen. Second-Hand-Artikel soll es spätestens ab 1. Oktober im "KaDeOh" geben, dem Sozialkaufhaus des Vereins Obdachlosenhilfe linker Niederrhein. An der Oberstraße 19 findet damit ein leerer Laden einen neuen Mieter - das Fahrradgeschäft Nibbeling hat bereits seit Jahren zu. Am WZ-Mobil diskutierten die Besucher mit Vertretern des Vereins über die neue Nutzung.

Horst Renner von der Obdachlosenhilfe linker Niederrhein kennt die Vorbehalte. "Die hören wir immer wieder. Die Leute fürchten zum Beispiel, dass hier dann Obdachlose hinkommen. Aber das wird nicht passieren, das hat uns unsere Erfahrung gezeigt." Er sieht das "KaDeOh" auch nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu bestehenden Angeboten, etwa der Caritas. "Wir sind neu in Krefeld, unsere Erlöse gehen aber natürlich in Projekte in Krefeld", so Renner, dessen Verein seinen Ursprung in Duisburg hat.

Heike Goris (32) findet die Idee zu dem Sozialkaufhaus gut. "Es ist schön, dass es hier etwas Neues gibt." Trotzdem will sie die Entwicklung erst einmal abwarten: "Von anderen höre ich immer wieder, dass sich hier dann mehr Obdachlose versammeln. Ich selbst glaube es nicht, sollte dies aber der Fall sein, würde ich mich dafür engagieren, sowas zu verhindern."

Auch Habibe Kesmen (34), Betreiberin des schräg gegenüberliegenden Döner- und Pizza-Imbisses Bosporus, freut sich über die Aktion des Obdachlosenvereins: "Das ist doch eine schöne Idee, dann wird die Straße wieder lebhafter. Es kommen mehr Besucher. Ich würde auch etwas spenden und vielleicht selber etwas kaufen."

Anderer Meinung ist Klaus Richter (74): "Ich habe mir zunächst die Fragen gestellt: Was wird dort verkauft? Welches Publikum wird erwartet? Eigentlich strebt man doch Publikumsverkehr an, von dem auch die anderen Geschäfte leben können. Das Publikum soll Geld bringen. Es wurde ja spekuliert, dass in der Oberstraße eine Ladenpassage entstehen soll, dass wäre eine positivere Entwicklung." Für ein Sozialkaufhaus seien die 800 Quadratmeter zu schade.

"Und überhaupt, die Lage ist nicht gut." Es sei ja im Allgemeinen schwer, etwas aus einer Ladenfläche zu machen, bei der sich die Besitzer keine Mühe geben. Ob er selbst etwas spenden würde? "Das ist eine gute Frage, dass weiß ich noch nicht. Für mich muss da ein Sinn hinter stecken, deswegen kann ich mich dazu nicht äußern. Ich werde die Geschichte beobachten."

Christel Seidel aus Uerdingen findet die Idee des Sozialkaufhauses "ganz toll". "Ich habe bisher meine Sachen immer zum Caritas-Kaufhaus gebracht. Hauptsächlich sind es Anziehsachen. Da ich kein Auto habe, kann ich jetzt meine Spenden hierhin bringen. Ich denke nicht, dass es dem Bild der Stadt schadet, sondern dass die Oberstraße eher belebter wird durch ein neues Kaufhaus."

"Ich halte es für sehr positiv", sagt Josef Goergens. Der Eigentümer der Räumlichkeiten ist auch der Meinung, dass die Oberstraße durch das Kaufhaus stärker belebt wird. "So ein Projekt ist ja auch eine Frage des Mietpreises", sagt Goergens. "Ich kann es mir leisten, dem sozialen Projekt etwas entgegen zu kommen. Es ist ein Hand-in-Hand-Arbeiten. Der Verein macht die Renovierungen selber, da kann ich günstiger vermieten. Und tue ein gutes Werk."

Regelrecht begeistert von der Idee ist Gisela Kirberg. "Ich kenne Leute, die von heute auf morgen obdachlos geworden sind. Das sind Menschen wie du und ich." Die ehemalige Ärztin hat auch Bekannten vom "KaDeOh" erzählt. "Die waren Feuer und Flamme." Sie hat bereits ihre Unterstützung angeboten.

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