Die Narrenwiege stand in Kleve

Im Heimatarchiv Krefelder Karneval finden sich unter anderem 88 Fotos ehemaliger Prinzenpaare. Nummer 89 liegt schon bereit.

Oppum. Rudi Neuhausen weiß es genau: "Die Wiege des deutschen Karnevals stand in Kleve. 1381 hat Graf Adolph von Kleve die ,Gecken-Gesellschap off Kompagnions des fols’ gegründet. Als er seiner Mutter, der schönen Mathilde, die Burg Linn als Alterssitz überließ, veranstaltete sie dort den gleichen Rummel." Die höhere Narretei war geboren.

Neuhausen, der gestern - an Altweiber - 87 Jahre alt geworden und seit 70 Jahren bei der Großen Karnevalsgesellschaft Uzvögel beheimatet ist, erblickte nicht nur in der fünften Jahreszeit das Licht der Welt, sondern kommt auch als lebendes karnevalistisches Lexikon daher.

"Irgendwann habe ich angefangen, alles, was mit dem Karneval zu tun hat, zusammenzutragen", erzählt er. "Ich habe Landes- und Bundesarchive durchforstet und viel gefunden." Als die Sammlung für das eigene Heim an der Forstwaldstraße zu groß wurde, musste Abhilfe geschaffen werden.

"Dieter Pützhofen als damaliger Oberbürgermeister hat eine Wohnstätten-Wohnung in Oppum vermittelt." Dorthin zog 1986 das umfangreiche jecke Material. Die "Stiftung Heimatarchiv Krefelder Karneval" war bald darauf gegründet. Der Urkarnevalist hat mit seinen Unterlagen den Grundstock hierfür gelegt.

Gemeinsam mit seinen Mitstreitern Herbert Hölters, dem Ehrenvorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten, die auch als Träger des Karnevals-Museums fungiert, Hildegard Hofmann von den Blauen Funken und Werner Krüger von der Großen Karnevalsgesellschaft 1878 wird

"Die Geschichte des Karnevals" anhand von mehreren tausend Belegen gepflegt. "Als wir hier einzogen, haben Rudi und ich alles gesichtet und geordnet", sagt Hildegard Hofmann.

Herbert Hölters erinnert sich: "Es war eine Trümmerwohnung, die wir damals übernahmen. Die Einrichtung haben wir erbettelt, indem wir den Vereinen auf die Füße getreten sind." Die 68 Quadratmeter große Wohnung beherbergt heute an einer Wand 88Fotos der verschiedenen Krefelder Prinzenpaare.

"Das 89. mit Johannes IX. und Martina II. liegt schon parat", sagt Hildegard Hofmann. Ein Stückchen weiter hängen mit den Porträts von Johannes Hauptmanns, Heinrich Wackers und Hans Beckers die Prinzen von 1929, 1939 und 1949.

"In über 180 Akten ist unter anderem die Geschichte der Krefelder Karnevalsgesellschaften aufgeschrieben. Im Laufe der Jahre hat es 310 Vereine gegeben", erzählt Neuhausen. Wie viele Orden im Museum sind, kann er dagegen nicht sagen.

"Niedrig geschätzt sind es 3000." Entsprechend golden glänzt es hinter Glas. Eines der ältesten "Halsgeschmeide" ist sicher das von der Karnevalsgesellschaft Möhlendörp von 1881. "Die war an der Ecke Breite-/Lindenstraße beheimatet", wissen die Karnevalisten.

Keine Frage bleibt offen. Die älteste Standarte ist wohl von 1925 und wurde von der Strippenzieher-Garde hochgehalten. Daneben hängt die der KG Lustige Schlipse Rot-Weiß-Gold 1956. Auf der Fensterbank prangen bunt schillernde Mützen im Glastresor.

Das ist jedoch noch nicht alles. Weitere Schätze, darunter mehrere Prinzen-Ornate, hängen in Kleiderschränken im Keller. Dort stehen außerdem noch weitere Akten, liegen noch mehr Orden, hängen noch andere Standarten, und, und, und ...

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