Stille Tage hinter Gittern

Geschenke sind in der Haftanstalt nicht erlaubt, doch die Leitung bemüht sich um ein schönes Fest.

Mitte. Ein wenig trostlos wirkt der kleine Weihnachtsbaum. Er ist festlich geschmückt, mit einer Lichterkette, Kugeln, kleinen glitzernden Herzen und Geschenken. Doch er steht auf einer blauen Plastikplane, über einem Gitter, in einem Gang mit unzähligen verriegelten Türen. Die Männer, die hinter den Türen der Untersuchungshaftanstalt Krefeld sitzen, haben keine Wahl. Auch über die Feiertage bleiben sie hinter Gittern.

Trotzdem bemühen sich die Verantwortlichen, die Tage für die Häftlinge festlich zu gestalten. Sie lassen kleine Tannenbäume aufstellen und von den Gefangenen schmücken. Auch das Essen an Weihnachten ist nicht alltäglich. „Die werden hier so gut verpflegt, die wollen gar nicht mehr weg“, sagt Bereichsleiter Gerd Heinen scherzhaft.

In der letzten Woche haben Heinen und seine Kollegen auch eine Weihnachtsfeier für die Gefangenen organisiert, mit zusätzlichem Essen, bunten Tellern und Plätzchenpaketen.

Geschenke von ihren Familien dürfen die Gefangenen nicht entgegennehmen. Bevor das Untersuchungshaftvollzugsgesetz 2009 in Kraft trat, war immerhin noch ein Weihnachtspaket erlaubt. Lediglich Geld dürfen die Angehörigen seitdem auf das Konto des Inhaftierten überweisen. „Davon können die Gefangenen über eine Einkaufsliste Waren bestellen“, erklärt Heinen. Wer für weniger als 50 Euro bestelle, erhalte noch ein Zusatzpaket vom Pfarrer.

Der Pfarrer hält an den Feiertagen auch Gottesdienste ab. „Am Heiligen Abend kommt noch eine Musikgruppe von außen dazu“, sagt Heinen. Damit sich die Gefangenen nicht einsam fühlen, werde der Umschluss verlängert. Das heißt, dass sich ein Häftling melden kann, wenn er zu einem anderen Gefangenen in die Zelle möchte. „Morgens und nach dem Mittagessen ist das erlaubt“, erklärt Heinen.

Besuch von der Familie ist über die Feiertage allerdings nicht gestattet. Um das aufzufangen, bietet die Leitung zusätzliche Besuchstage vor Weihnachten, zwischen den Jahren und auch im neuen Jahr an.

„Manch einer ist schon ein bisschen emotionaler, vor allem auch, wer Kinder hat“, meint Heinen. Im Allgemeinen sei die Stimmung zu Weihnachten aber sehr ruhig.

Heinen weiß, wovon er redet, denn er arbeitet schon seit 30 Jahren entweder an den Weihnachtsfeiertagen oder über Silvester. „Für viele Inhaftierte ist Weihnachten auch nicht anders als ein Wochenende.“ Es gebe Tage, die wesentlich emotionaler seien: „Wie der Geburtstag der Ehefrau.“ Eine andere Atmosphäre herrscht an Weihnachten trotzdem zwischen den Mauern, davon zeugen die kleinen Weihnachtsbäume, die auf jeder Etage den dicken Wänden trotzen.

Für einen kleinen Augenblick lassen sie vergessen, in welcher Umgebung man sich befindet. Trotz Plastikplane wird einem zumute, wie auch sonst zu Weihnachten: feierlich.

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