Rundgang durch das alte Krefeld

Eine Historikerin berichtet über jüdische Geschäfte in der NS-Zeit.

Krefeld. Es ist Sonntag, 11 Uhr. Die Glocken läuten. An der Hochstraße, Ecke Rheinstraße, steht Claudia Flümann mit einer Gruppe von 19 Interessierten, die sie auf eine Reise in die Vergangenheit mitnehmen will. Vor 80 Jahren hatte die wirtschaftliche Existenzvernichtung von Juden in Krefeld begonnen — ein Thema, mit dem sich die Historikerin seit einigen Jahren beschäftigt. In einem von der Volkshochschule organisierten Rundgang klärt sie darüber auf.

„Innerhalb von sechs Jahren hat sich die Einkaufsstraße damals gewandelt“, berichtet Flümann. Juden seien boykottiert und diskriminiert worden und mussten ihre Geschäfte verkaufen. An deren Stelle traten dann neue, „arische“ Geschäftsketten. Vernichtete Existenzen wie das Schuhgeschäft der Familie Hirsch, das Kaufhaus Tietz oder das Modehaus der Gebrüder Kaufmann sind nur ein paar Beispiele.

Flümann erzählt von den Schicksalen der Geschäfte und der Familien, von denen manche erfolgreich auswandern konnten und andere deportiert wurden. Bilder der Gebäude aus dieser Zeit, Zeitungsanzeigen und Werbungen, ergänzen die Erzählungen. Der Bezug zu Krefeld und das Interesse am Dritten Reich führt die meisten zu diesem Rundgang. Ingeborg von Kalkstein sagt, die sogenannte Arisierung sei ein Teil der Geschichte Krefelds. Deutschlehrerin Helga Lauter nutzt den Rundgang, um weitere Informationen für ihren Unterricht zu sammeln.

Zwei Stunden lang geht es von der Rheinstraße über die Hochstraße zum Neumarkt. Zu Beginn liefert Flümann viel historisches Hintergrundwissen, geht aber im Verlauf des Rundgangs auch auf verschiedene Arten der Verfolgung, Gegenstrategien und generell die Frage, wie die Arisierung stattfinden konnte, ein. Die gewohnten Einkaufsstraßen werden plötzlich aus einem anderen Blickwinkel gesehen.

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