Historie Rundgang auf den Spuren des bekannten Arztes Isidor Hirschfelders

Dr. Christoph Schürmann erinnert an den Arzt, der sich im 20. Jahrhundert intensiv um Schwangere und Kinder kümmerte.

Historie: Rundgang auf den Spuren des bekannten Arztes Isidor Hirschfelders
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Obwohl der jüdische Kinderarzt Dr. Isidor Hirschfelder 1941 vor der drohenden Deportation durch die Nationalsozialisten seinem Leben ein Ende setzte, ist er für die Krefelder bis heute unvergessen. Auf den Spuren des berühmten Mediziners bewegte sich jetzt eine Gruppe unter Leitung des Arztes Christoph Schürmann durch die Stadt.

Teilnehmer Hans Brux erzählt, dass der Hirschfelder der erste Mann war, den er in seinem Leben sah. „Meine Geburt 1938 war für meine Mutter schwer“, erzählt Brux. „Hirschfelder kam und half uns bei der Hausgeburt an der Kölner Straße. Ich interessiere mich brennend für sein Leben.“ Claudia Prell weiß Ähnliches zu berichten: „Er war der Kinderarzt meiner Mutter. Sie hat viel von ihm erzählt, vor allem davon, als sie Scharlach hatte und er half.“

Für Dr. Christoph Schürmann passen diese Geschichten genau ins Bild des Krefelder Arztes, denn Schürmann war selbst Kinderarzt und kann Hirschfelders Wirken gut nachvollziehen. Schürmann hat sich schon immer für Hirschfelder interessiert und will nun Informationen über das Wirken des Menschenfreundes weitergeben, des Pioniers der Frauen- und Kinderheilkunde. Dafür schlüpft er für den Rundgang in die Rolle des berühmten Sohnes der Stadt: Schürmann ist an diesem Morgen elegant gekleidet, trägt ein weißes Hemd mit roter Fliege, einen langen blauen Mantel und einen großen Hut. Den Passanten auf dem Ostwall fällt der Mann auf. „Es ist eine Premiere“, sagt Schürmann lächelnd.

Dass der Spaziergang am Ostwall 148 beginnt, kommt nicht von ungefähr. Dort befindet sich zurzeit eine Baugrube, aber früher stand genau dort das Haus des Arztes. „1906 zog Hirschfelder nach Krefeld und machte die erste Kinderarztpraxis auf. Hier wohnten reiche Leute, es gab eine große jüdische Gemeinde und keinen Kinderarzt“, berichtet Schürmann. „Die Kinderheilkunde kämpfte damals noch um ihre Anerkennung.“

Es ist der Geburtstag des großen Mannes, an dem sich die interessierten Bürger auf den Weg machen, einen Weg, den auch Hirschfelder früher mehrmals täglich nahm: vom Ostwall über die Neue Linner- bis zur Elisabethstraße 90. Schürmann: „Hier befand sich das Haus des Crefelder Frauenvereins. Hirschfelder sorgte dafür, dass dort die erste Mütterberatungsstelle eingerichtet wurde. Später waren es sechs in der Stadt.“ Bedauerlich ist, dass an dieser Stelle der einzementierte Stolperstein, der an den Arzt erinnerte, verschwand.

Weiter geht es zur Petersstraße 71 bis 79. 1914 richtete Hirschfelder im ehemaligen Handwerker-Krankenhaus eine Entbindungsstation und ein Säuglingsheim ein. Es war der Beginn der stationären Kinderheilkunde in Krefeld. Eine Schule für Säuglingspflegerinnen kam dazu.

Teilnehmerin Heide Pfeiffer weiß, dass Hirschfelder viel für Schwangere und deren Hygiene getan hat. Die Kleinen wurden mit Rachitis, Ernährungsstörungen und TBC eingeliefert. „Sogar Frühchen mit 560 Gramm überlebten dank seines Sachverstandes. Hirschfelder machte nachts Hausbesuche, und als er nicht mehr praktizieren durfte, holten ihn die besorgten Eltern kranker Kinder mit dem Auto ab und er half.“ Der Arzt geht als Menschenfreund in die Krefelder Geschichte ein. Schürmann beschreibt ihn als „wunderbaren Menschen, der die Kinder liebte und diejenigen armer Eltern oft unentgeltlich behandelte“.

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