Rettungshelfer Ehrenamt zwischen Arbeit und Studium

Dennis Golec lebt und studiert in München, arbeitet aber als freiwilliger Helfer in Krefeld.

Rettungshelfer: Ehrenamt zwischen Arbeit und Studium
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Dennis Golec schaut minütlich auf sein Handy. Er wartet, dass der Klingelton ertönt, der ihn in den Einsatz schickt. Als gegen 22 Uhr dann wirklich ein Anruf eingeht, schnellt der Puls des 22-Jährigen in die Höhe. Der erste Einsatz als Rettungshelfer hat es in sich. Kein Sprechkontakt lautet die Ansage aus der Zentrale. Für den Germanistikstudenten bedeutet dies, dass er gleich in seinem ersten Einsatz für den Hausnotruf der Johanniter in Krefeld auf eine nur schwer einzuschätzende Situation treffen wird.

Mit Herzklopfen fährt Golec mit dem Einsatzwagen zur ihm mitgeteilten Anschrift. Dort angekommen öffnet der Rettungshelfer nach vorherigem Klopfen mit einem Zweitschlüssel die Haustür und ruft: „Hallo hier sind die Johanniter“. Es kommt keine Antwort. Im Haus ist es dunkel. Der junge Mann geht vorsichtig von Raum zu Raum und verschafft sich einen Überblick über die Situation. Dann erblickt der 22-Jährige einen Mann, der mit einer Platzwunde am Kopf bewusstlos auf dem Boden liegt.

Golec kümmert sich sofort um den Mann und übernimmt die Grundversorgung, bevor er über die Zentrale die weiteren Schritte einleitet, die zur Behandlung des Mannes notwendig sind. Eine Stunde dauert der erste Einsatz für den Studenten.

„Am Anfang war ich schon ziemlich aufgeregt. Ebenso erleichtert und glücklich war ich dann, als ich den Einsatz gemeistert hatte“, sagt Golec im Gespräch mit der WZ rund vier Monate später. Seit dem ersten Einsatz sind viele weitere für Golec dazugekommen. „Eigentlich ist da alles dabei, wenn ich für den Hausnotruf im Einsatz bin“, sagt der Student. Von Bauchschmerzen, über Stürze bis hin zu einfachen Stromausfällen - die Situationen, die den 22-Jährigen bei seinen Einsätzen erwarten, sind sehr unterschiedlich.

Woher bei ihm der Wunsch stammt, ehrenamtlich zu arbeiten, weiß Golec noch genau. „Ich habe mich vor einiger Zeit mal gefragt, was ich mit meiner Freizeit noch anfangen kann. Da ich mich immer für Medizin interessiert habe, es aber nicht zum Studium gereicht hat, habe ich mich nach Alternativen umgesehen und bin auf der Internetseite der Johanniter fündig geworden“, sagt Golec, der in München im sechsten Semester Germanistik studiert und dazu als Assistent der Geschäftsführung für einen Pflegedienst arbeitet. Die Zeit, ehrenamtlich zu arbeiten findet Golec trotzdem nahezu in jedem Monat. „Es ist einfach eine Frage der Planung. Ich kann mir hier bei den Johannitern selber aussuchen, wann ich Dienste mache.“

Viele Gleichaltrige können nicht verstehen, wie man neben Studium und Arbeit noch ehrenamtlich arbeiten kann. „Die erste Frage ist auch immer, wie viel kriegst du denn dafür“, grinst Golec. Dem Student sind solche Fragen jedoch egal, ihm ist wichtiger, dass er denen helfen kann, die bedürftig sind. Dieser Aspekt ist für ihn ausschlaggebend. „Ich würde zum Beispiel nicht ehrenamtlich in einer Metzgerei arbeiten“, sagt Golec.

Für Organisationen wie die Johanniter sind ehrenamtliche Kräfte wie Dennis Golec enorm wichtig. „Ehrenamtler wie Dennis sind für uns unverzichtbar — gerade nach der Abschaffung des Zivildienstes“, sagt Iris Flohr von den Johannitern Krefeld. „Die Kollegen hier bei den Johannitern haben es mir aber auch einfach gemacht. Alles ist so familiär, dass es einfach Spaß macht, hier zu arbeiten“, sagt Golec, der die nächsten Wochen in seinem Alltag mit Studium und Arbeit bereits geplant hat. Das Ehrenamt hat darin einen festen Platz.

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