Blick in eine mögliche Zukunft: Eine Innenstadt, die Identität schafft

Hochschul-Dekan Nicolas Beucker präsentiert Ideen, wie die Krefelder City attraktiver gestaltet werden kann.

Krefeld. Die Stadt von zu viel Werbung, Schildern und „wild“ abgestellte Fahrrädern entrümpeln, klare Achsen schaffen und neue Verbindungen, die ihren Namen verdienen. Das Stadtbild verbessern und sogar verschönern — das geht an vielen Stellen ohne großen Aufwand. Design-Professor Nicolas Beucker von der Hochschule Niederrhein zeigt dies in seiner Präsentation „Identität stiftendes Gestaltungskonzept für die Krefelder Innenstadt.“

Der Dekan nahm am Dienstagabend die Besucher der Gesellschaft für Berufsförderung als Veranstalter mit auf einen „kleinen Exkurs in den Lebensraum Innenstadt“. Er zeigte Erkenntnisse und Empfehlungen auf für ein „Zentrum, in dem man attraktiv einkaufen kann“. Franz-Joseph Greve, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, ergänzte: „Die Innenstadt soll eine Einkaufsstadt sein: sauber, ordentlich und ansprechend. Das erfordert die Einsicht der Akteure.“

Vor rund zwei Jahren hatten die Innenstadt-Gutachter von Junker und Kruse unter dem Titel „Krefeld — was nun?“ den Rahmen für generelle Strukturfragen aufgezeigt. Damals hatte die Stadt beschlossen, kein Einkaufszentrum in der Innenstadt anzusiedeln, vielmehr soll die City selbst das Einkaufszentrum sein. Beim jetzigen Treffen ging es jetzt um die Fortsetzung. „Krefeld — alles in Arbeit“, heißt es nun. Die Aufgabe war, die Gestaltung der Innenstadt und ihre Aufenthaltsqualität im Detail zu erfassen.

„Je besser das Zusammenwirken von zu bewerbendem Produkt, Nachbarschaft, öffentlichem Raum und Architektur eines Geschäftes ist, umso besser ist es für Krefeld. Es gibt gute Beispiele“, saget Beucker. „Im Bekleidungshaus Köser an der Angerhausenstraße verschafft die große Glasfassade die Durch-Sicht auf die Auslagen. Das Haus passt mit seiner Architektur in die Innenstadt.“ Ebenso Vapiano im Behnisch-Haus, das sich in den Straßenraum hinein öffne. „Beide orientieren sich an der guten äußeren Struktur.“ Man müsse mit Gastronomen und Einzelhändlern darüber sprechen, wie sie mit ihren Straßen umgehen.

Wie Gestaltung den öffentlichen Raum prägt, zeigen Beuckers Studenten an einem kleinen Straßenabschnitt. Sie haben Werbung und Beschilderung gelb überklebt. Es bleibt daraufhin nicht mehr viel von Häusern und Straße übrig. Als Beispiel haben sie die Unterführung an UdU „entrümpelt“, weiß gestrichen und mit ein wenig Grün versehen. Das entlockt den Betrachtern ein „Ah!“ Beucker: „Man muss sensibilisieren für das, was möglich ist, schnell und einfach.“

Es geht aber noch viel mehr in Krefeld. Beucker sieht eine „Kulturachse“ vom Rathaus über die Carl-Wilhelm-Straße bis zu Mediothek und Theater. „Würde die Hochstraße bis dorthin optisch verlängert, würde das die Kulturinstitutionen näher an die Stadt bringen.“ Und zu den Kultureinrichtungen selbst: „Nicht einmal eine Fahne macht den vorbeifahrenden Besucher auf sie aufmerksam.“

Ein einfacher Test am Platz vor Saturn macht deutlich, dass sich manchmal ein Quartier selbst erschafft, eine Vorgabe gar nicht nötig ist. „Wir haben einige Holzpalletten zusammengesetzt, weiß gestrichen, um den Baum gestellt und nach wenigen Minuten waren sie von Bürgern besetzt.“

Vielleicht gelinge es einzelnen Geschäftsinhabern, für ihr Engagement einen Dank der Stadt in Form einer beschrifteten Bodenplatte zu erhalten, so wie es in Barcelona geschieht.

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