Serie "Was man getan haben muss": Einmal an die Forstwalder Riviera

„Was muss man diesen Sommer im Stadtteil getan haben?“ fragt die WZ in den Ferien. Der erste Tipp stammt von Michael Gobbers vom Bürgerverein.

Krefeld. Was der Krefelder in diesem Sommer in Forstwald getan haben muss? Da fallen Michael Gobbers vom Bürgerverein etliche Dinge ein. „Aber einen Sonnenuntergang am Degensweg, den muss jeder einmal erlebt haben“, sagt er. „Das Rauschen der Blätter, das Vogelzwitschern und dann diese Aussicht. Das lohnt sich wirklich.“ Gobbers weiß zu überzeugen: Auf nach Forstwald.

20 Uhr: Der Wagen biegt auf den Degensweg ein und erst macht sich Enttäuschung breit. Dort wo der Blick unendlich in die Ferne schweifen will, versperren Bäume den Blick. Hier soll der Spaziergänger einen spektakulären Sonnenuntergang erleben können? Wer hat da jetzt wen missverstanden? Ein prüfender Blick zum Himmel reicht auch dem unerfahrensten Pfadfinder für die einfache Feststellung: Die Sonne istnoch kein bisschen müde. Es bleibt also noch Zeit, sich auf die Suche nach dem passenden Aussichtspunkt zu machen.

20.30 Uhr: Vom Degensweg geht’s rechts zu Fuß in den Pfad Stock. Die Sonne ist dort zwischen den Bäumen kaum noch sichtbar. Egal, denn die ist längst vergessen. Die Blätter rascheln leise in der Abendbrise, es riecht nach frischgemähtem Heu, irgendwo blöken Ziegen. Ein Stück weiter knabbern Pferde an ein paar Grashalmen. Von den Autos, die unweit über die L384 brausen, ist nichts mehr zu hören. Einzig ein Rasenmäher brummt in der Ferne. Vergessen ist der Arbeitstag im stickigen Büro. Vergessen ist der Wunsch, zu Hause die Füße hochzulegen und vergessen ist . . . Oje! Der Sonnenuntergang!

21 Uhr: Zurück am Ausgangspunkt. Die Sonne ist weg und der unerfahrene Pfadfinder fürchtet um seine Mission. Aber es gibt Hoffnung: Die Hauptperson des heutigen Abends hat sich nur hinter ein paar Wolken versteckt. Hier und da blitzt ein wenig Rot durchs Grau.

21.10 Uhr: Langsam wird es eng. Noch hat die Suche nach einer Aussichtsplattform zu keinem Ergebnis geführt. Aber Glück haben es sich Henning und Regina Harke noch nicht auf dem Sofa bequem gemacht. Sie streichen in der Abendsonne lieber ihren Gartenzaun und können weiterhelfen. „Sie wollen sich den Sonnenuntergang ansehen? Da sind sie hier genau richtig. Der ist an dieser Stelle wirklich traumhaft schön“, sagt Regina Harke. Nein, die Bäume störten keineswegs. Ehemann Henning Harke deutet mit seiner Hand einen Halbkreis an und zeigt erst aufs eine Ende des Degenwegs und dann aufs andere. „Von da bis dort können wir den Weg der Sonne verfolgen“, erklärt er. „Hinter den Schienen ist der Ball oft glutrot. Dazu kommt die schöne Himmelsfärbung. Darum nennt unsere Nachbarin den Degensweg auch die Riviera des Forstwalds.“

21.20 Uhr: So ist das also. Na dann kann’s ja endlich losgehen. Mangels besserer Alternativen, lässt sich der Pfadfinder auf dem Boden nieder, kramt die Käsestulle aus der Tasche, köpft die Limo und wendet den Blick gen Himmel. Und da ist er endlich: Der Sonnenuntergang. Längst hat die Sonne die Wolkendecke hinter sich gelassen und hängt jetzt riesengroß, zum Greifen nah und strahlend rot über Bäumen und Feldern. Der Himmel färbt sich rosa und orange und da ist es auch, das Vogelzwitschern, von dem Gobbers gesprochen hat. Kitchig? Vielleicht. Aber auch wunderschön.

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