WZ-Mobil: Es gibt nur ein Linn

Den Unterschied zwischen neuem und altem Teil lassen viele Linner nicht gelten.

Krefeld-Linn. Antoinette Lork wohnt „inne Siedlung“. Das jedenfalls sei die Bezeichnung, die einige Alt-Linner wählen würden, wenn sie über Neu-Linn sprächen. Sie selbst mag diese Unterscheidung zwischen neuem und altem Stadtteil-Teil nicht: „Ich fühl’ mich nur als Linnerin.“ Und als solche fühlt sie sich ausgesprochen wohl: „Hier ist es schön! Die Burg und die Parks — hier bin ich zu Hause.“

Auch Heribert Nauen mag die Unterscheidung zwischen altem und neuem Linn überhaupt nicht: „Ich plädiere seit Jahren dafür, dass man das nicht mehr sagt. Das hat man früher benutzt und das hatte immer einen negativen Klang“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins Linn. „Linner sind Linner. Es gibt keine zwei Klassen.“ Dementsprechend gebe es auch keine Bevorzugung des alten vor dem neuen Linn. „Man kann auch nicht sagen, dass in dem einen Bereich mehr investiert wird“, sagt Nauen. „Alt wird nicht bevorzugt, auch nicht seitens der Verwaltung.“

Dieser Ansicht ist auch Karin Leven: „Das war früher so, das haben die alten Linner immer gesagt, die sind aber heute nicht mehr da. Heute merkt man das nicht mehr.“ Leven kam als Kind nach Krefeld und lebt nun seit 60 Jahren in dem Krefelder Ortsteil. „Ich verbinde hier viel mit meiner Kindheit. Als Kinder haben wir hier viel draußen gespielt. Es stimmt wirklich, Linn ist ein Spielplatz.“ Sie wohnt gerne in Linn und möchte dort auch nicht mehr weg. „Mir gefällt, dass es noch ein bisschen einen dörflichen Charakter hat und dennoch ist man schnell in der Stadt, wenn man etwas Großstadtluft schnuppern möchte“, sagt sie. Doch ein wenig Kritik hat sie auch. „Wenn ich lese, dass in Linn verkaufsoffener Sonntag ist, dann schmunzle ich immer und frage mich: Was ist denn dann geöffnet?“, sagt sie. Ihr fehlen Geschäfte und kleine Läden, in denen mehr zu kaufen ist als das, was es in den Supermärkten gibt.

Claudia Schröders Meinung geht in eine ähnliche Richtung. „Es müsste mehr geben, wo man sonntags mal hingehen kann, um Kaffee zu trinken“, sagt sie. „Besonders für alte Leute und Rollstuhlfahrer — gerade in Alt-Linn ist das schwierig. Dort haben viele Läden Treppen.“

Manfred Winkelmann, der an Parkinson erkrankt ist, sieht das anders. Für ihn ist die Infrastruktur Linns ein Vorteil. Er ist vor vier Jahren deswegen aus Forstwald nach Linn gezogen. „Hier habe ich alles so nah bei der Hand und kann alles schnell erreichen.“

Heinz Schraven ist mit den Zuständen in Linn weniger zufrieden: „Hier ist alles verkommen, besonders die Parkanlagen.“ Der 81-Jährige ist ein gebürtiger Linner und seine Vorfahren kann er bis 1743 nach Linn zurückverfolgen. Trotz dieser langen Tradition — etwas Positives fällt ihm zu seinem Stadtteil nicht mehr ein: „Alles Halbheiten hier.“ Verantwortlich für diese Misere macht er die Stadt Krefeld: „Linn wird total vernachlässigt. Das hat doch keiner mehr auf der Liste.“

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