Handwerk Textilmuseum: Blaudruck ist Unesco-Kulturerbe

Linn. · Im Haus am Andreasmarkt befinden sich einige Objekte dieses Verfahrens.

 Isa Fleischmann-Heck, stellvertretende Leiterin des Textilmuseums, zeigt einen Blaudruck.

Isa Fleischmann-Heck, stellvertretende Leiterin des Textilmuseums, zeigt einen Blaudruck.

Foto: Stadt Krefeld/Andreas Bischof, +49-(0)171-2850

Der Blaudruck ist eine Jahrhunderte alte Technik der Stoffveredelung. Ihr Geheimnis ist nur noch einer Handvoll Betrieben bekannt. Blaudrucker aus Deutschland haben jetzt in Berlin offiziell die Unesco-Urkunde entgegen genommen, die diese alte Handwerkstradition als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkennt.

In vielen Teilen Europas
verbreitet gewesen

Im Deutschen Textilmuseum Krefeld am Andreasmarkt befinden sich einige Objekte dieses traditionellen Musterungsverfahrens. „Der Blaudruck als Färbehandwerk ist in vielen Teilen Europas über einen langen Zeitraum verbreitet gewesen“, erklärt Isa Fleischmann-Heck, stellvertretende Leiterin des Deutschen Textilmuseums Krefeld.

Das Verfahren wurde zusammen mit der Indigo-Färberpflanze durch Reisende der Niederländischen Ostindien-Kompanie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Europa eingeführt. Dabei wurden zuerst auf Leinen- und später auch auf Baumwollstoffen mit Hilfe einer farbabweisenden Reservemasse, dem „Papp“, Motive aufgedruckt.

Großes Exponat aus
dem 18. Jahrhundert

Die Reservepaste bewirkt, dass die charakteristische blaue Farbe an den behandelten Stellen des Stoffs nach der Färbung im Farbbad nicht angenommen wird und nach ihrer Entfernung helle Muster erscheinen. Im Bestand des Textilmuseums befinden sich neben anderen kleineren Beispielen ein schönes, großes Blaudruck-Exponat aus dem 18. Jahrhundert.

Das Tuch (150 mal 81,5 Zentimeter) stammt aus Deutschland. „Vermutlich handelt es sich bei dem leinenen Textil um ein Hochzeitstuch, das Bezug nimmt auf die alttestamentarische Schilderung der Hochzeit von Achsa, der Tochter Kalebs, mit Otniel“, sagt Fleischmann-Heck.

Zu sehen ist unter anderem ein Schriftzug „Hebron“ mit einer Stadtansicht aus verschiedenen Gebäuden. Zudem befinden sich unterschiedliche Motivgruppen wie Weinranken und Trauben, Blumenstauden und Dattelpalmen auf dem Tuch. „Als Vorbild könnte ein Tafeltuch aus zweifarbigem Leinendamast mit einer ähnlichen Darstellung gedient haben“, so Fleischmann-Heck.

Deutschland, Österreich, Tschechien, die Slowakei und Ungarn hatten den Blaudruck gemeinsam als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit vorgeschlagen. Die Bedeutung des Blaudrucks hatte die Unesco bereits im vergangenen November mit der Aufnahme in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit unterstrichen.

Zusammenarbeit mit
jungen Modeschöpfern

In Deutschland existieren nur noch zwölf Blaudruckwerkstätten, meist Familienunternehmen, die seit Generationen bestehen. In anderen europäischen Ländern führen 15 Betriebe die Handwerkstradition fort. Inzwischen entwickeln junge Modeschöpfer in Zusammenarbeit mit den alteingesessenen Werkstätten eigene Kollektionen.

Zum Immateriellen Kulturerbe zählen nach dem 2003 verabschiedeten und von mehr als 170 Staaten unterzeichneten Unesco-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes: mündliche überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, darstellende Künste, gesellschaftliche Bräuche, Rituale, Feste (auch Formen gesellschaftlicher Selbstorganisation), Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum und traditionelle Handwerkstechniken.

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