Oppum: Unbekannte schikanieren Kioskbesitzer

Bei einem Kiosk ist in zwei Jahren zwölfmal die Scheibe eingeworfen worden. Die Taten wurden gefilmt, doch es gibt keine Spur.

Krefeld. Am Tag steht Asghar Geramipoor von 6.30 Uhr bis 22 Uhr in einem Kiosk und verkauft Getränke und Zigaretten. In der Nacht sitzt er vor einem Computer und schaut sich per Livestream Bilder einer Überwachungskamera von diesem Kiosk an.

Wenn er dafür zu müde ist, übernehmen sein Sohn oder seine Frau. Der Computer ist immer an und meistens schiebt auch jemand Wache. Aber die Täter kommen immer, wenn die Müdigkeit am größten ist — zwischen zwei und vier Uhr morgens.

Einmal war es besonders knapp. Es war in der Schicht von seiner Frau. Um 3.15 Uhr war sie noch wach, dann nickte sie kurz ein. Als sie um 3.26 Uhr wieder hochschreckte war es schon zu spät: Die Scheibe des Kiosks war zertrümmert. „Zwölfmal ist das jetzt schon passiert. Zwölfmal!“, sagt Mahsa Geramipoor, die Tochter von Asghar Geramipoor. „Seit zwei Jahren geht das so.“ Die Täter verwenden meistens Steine, manchmal aber auch Nothämmer. Sie zerstören nur die Scheibe, klauen niemals Ware.

Da Bereicherung als Motiv wegfällt, vermutet Geramipoor — sie und ihre Familie stammen aus dem Iran — ein rassistisches Motiv. Ihrer Ansicht nach gibt es für diesen Verdacht noch ein weiteres Indiz: „An der Hans-Böckler-Straße gibt es noch mehr Läden. Die haben aber alle deutsche Inhaber und denen passiert nichts.“

Dietmar Greger, Polizeisprecher, glaubt hingegen nicht, dass Ausländerfeindlichkeit der Antrieb ist: „Nazis wollen auch als solche wahrgenommen werden. Die würden Spuren hinterlassen — Hakenkreuze etwa.“

Wer stattdessen derartig routiniert randaliert, kann aber auch er nicht sagen: „Wir haben die Videoaufnahmen natürlich gesichtet. Die Bildqualität war aber zu schlecht, eine Identifizierung daher nicht möglich.“

Auch sonst gebe es keine Hinweise auf die Täter. Greger betont, dass er den ausbleibenden Ermittlungserfolg „nicht schönreden“ wolle, verweist aber auf die Krefelder Kriminalstatistik — man habe jedes Jahr etwa 1000 Anzeigen wegen Sachbeschädigung.

Auch eine derartige Häufung von Vandalismus-Vorfällen — ihm liegen in dieser Sache sieben Anzeigen vor — sei nicht unbedingt ungewöhnlich: „Selbst wenn es zwölfmal passiert ist, ist dieser Kiosk wahrscheinlich noch nicht einmal Spitzenreiter.“

Der Versicherung von Ashgar Geramipoor kam die Häufung hingegen schon ungewöhnlich vor, obwohl die zuständigen Sachbearbeiter erstaunlich gelassen waren. „Elfmal“, so Mahsa Geramipoor „haben die gezahlt, jedes Mal rund 1500 Euro. Dann erst haben sie uns rausgeschmissen.“ Die zwölfte zertrümmerte Scheibe, ergänzt sie mit bitterem Spott, sei dann das „Willkommensgeschenk“ für die neue Versicherung gewesen.

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