Mit Krötenspürhund Zsazsa auf Rettungstour

Seit sieben Jahren helfen zwei Nachbarinnen Amphibien dabei, sicher zu ihren Laichplätzen im Schönwasserpark zu gelangen.

Krefeld-Oppum. Für wandernde Amphibien sperrt die Stadt schon mal ganze Straßenabschnitte — in Oppum passiert das allerdings noch nicht. Die unweit vom Schönwasserpark gelegene Breitenbachstraße wird zur Zeit von unzähligen Kröten und Molchen passiert, die versuchen, zum Wasser zu kommen. Für die meisten Tiere ein tödliches Unterfangen.

Damit sie dort sicher angelangen, machen sich die Nachbarinnen Annegret Göb und Martina Meyer allabendlich auf einen zweistündigen Spaziergang durch die Nachbarschaft. Ihre Verstärkung: Annegret Göbs elfjährige Tochter Jolyne und der „Krötenspürhund“ Zsazsa.

„Die Kröten überwintern im Laub vor den Bahnschienen“, erklärt Annegret Göb. „Wenn es im Frühjahr dann wärmer wird, wandern sie zum Schönwasserpark, um dort zu laichen. Und dabei müssen sie die Straße überqueren.“ Im Herbst wandern die Kröten und Molche erneut. Sie kehren dann zu ihren Plätzen an den Schienen zurück, wo sie in Winterstarre fallen. Die Wanderung findet auf den letzten 400 Metern der Breitenbachstraße bis zum Wendehammer statt.

Die Gefahren für die Kröten sind vor allem die Autos, die oft zu schnell fahren. Bislang weisen keine Schilder auf die Krötenwanderung hin. Aber auch die Straße selbst stellt eine Gefahr dar: Den Bordstein hinunter zu hüpfen ist für die Kröten zunächst kein Problem. Haben sie es dann über die Straße geschafft, offenbart sich aber ein unüberwindbares Hindernis: Der Bordstein ist zu hoch. Die Kröten, die auf der Suche nach einem Ausweg den Bordstein entlang wandern, fallen dann meist irgendwann in einen Gulli und finden dort ihr jähes Ende.

Mit einem Gulli fing das Kröten-Retten für Annegret Göb an: „Meine Tochter hat im Frühjahr 2005 gesehen, wie eine Kröte in einen Gulli gefallen ist“, erinnert sich die Pädagogin. „Drinnen haben wir noch viele andere gefunden. Und seitdem steht für mich fest, dass ich den Tieren helfen will.“ Als Martina Mayer dann vor vier Jahren ihre Nachbarin wurde, hatte sie eine Verbündete.

Und so sieht das Engagement der beiden Tierfreundinnen aus: Zwei Mal im Jahr ziehen sie einige Wochen lang jeden Abend bei Einbruch der Dämmerung los, bewaffnet mit Eimern, Taschenlampen und einer Kelle. „Mit der kann ich die Kröten besser aus den Gullis holen“, erklärt die zweifache Mutter Martina Mayer. Die Tiere werden dann in den Eimern gesammelt und zum Park gebracht. Manchmal sammeln die Nachbarinnen auf ihren zwei- bis dreistündigen Streifzügen bis zu 50 Kröten und Molche.

Eine große Hilfe ist der kleine weiße Mischling der Familie Göb, die Portugieserhündin Zsazsa. Sie findet die Tiere auch ohne Taschenlampe und wenn sie eine aufgespürt hat, zieht sie an der Leine oder stupst die Kröte leicht mit der Nase an. Und Frauchen Annegret Göb sammelt das Tier ein.

„Meine Arbeitskollegen wundern sich oft, warum ich meine Freizeit für diese vermeintlich ekligen Tiere opfere“, sagt Martina Meyer. „Mich aber faszinieren diese Tiere. Und jeden Abend spazieren gehen macht fit“, fügt sie lachend hinzu.

„Es ist nicht gerade einfach, den Job, den Haushalt und die Kröten unter einen Hut zu bringen“, gibt Annegret Göb zu. „Und oft ist das Kröten-Sammeln auch eine undankbare Sache, ich denke da etwa an schimpfende Autofahrer. Aber ich könnte jetzt einfach nicht aufhören.“ Und ihre Tochter Jolyne ergänzt: „Schließlich wollen wir ja, dass es den Tieren gut geht.“

Noch verdanken viele Kröten und Molche ihr Leben ein paar Freiwilligen. Doch die Stadt ist über das Problem in Kenntnis gesetzt. Vielleicht bekommen Martina Meyer und Jolyne und Annegret Göb für die nächste Wanderung im Herbst Unterstützung.

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