GEDENKEN Erinnerung an Familie Daniels

Krefeld · Die jüdische Familie Daniels aus Linn wurde in der Nazizeit verfolgt und getötet.

Eine Gedenkplakette erinnert am früheren Haus der jüdischen Familie Daniels in Linn an der Issumer Straße 7 an das Schicksal der ehemaligen Bewohner.

Eine Gedenkplakette erinnert am früheren Haus der jüdischen Familie Daniels in Linn an der Issumer Straße 7 an das Schicksal der ehemaligen Bewohner.

Foto: NN

Mittwochnachmittag, 15 Uhr. Bürgermeisterin Gisela Klaer und Lewis Daniels hatten gerade das Straßenschild der Danielsgasse enthüllt, da überreichten Linner Kinder dem Nachfahren und seiner Familie weiße Rosen. Vorausgegangen war eine sehr berührende Feier auf dem Margarethenplatz im Linner Zentrum. Von dort bis zur nahen Issumer Straße gibt es eine etwa 60 Meter lange schmale namenlose Gasse.

Die Familie lebte
vom Viehhandel

Seit Mittwoch erinnert das Schild mit einem Zusatz an die ehemals in Linn auf der Issumer Straße Nr. 7 wohnende jüdische Familie Daniels. Die von den Nationalsozialisten verfolgte Familie lebte hier seit dem frühen 19. Jahrhundert, hatte ein Bauerngehöft und betrieb regen Viehhandel. Wie viele jüdische Familien war sie gut integriert, gehörte zahlreichen Linner Vereinen an und half in gut nachbarschaftlichem Sinn. Vor und während des Zweiten Weltkrieges nahm sie in Not geratene Nachbarsfamilien auf. Im Jahr 1939 floh ein Teil der Familie vor der NS-Diktatur, ein anderer Teil wurde im Dezember 1941 verhaftet, deportiert, ermordet.

Worte der Trauer
und des Trostes

Lewis Daniels, mit Ehefrau und Verwandten aus Amsterdam angereist, erinnerte an die Einladung der Stadt Krefeld an mehr als 150 ehemalige Juden im Jahre 1987. „Ich bin zutiefst dankbar für diese Geste und die heutige Ehrung meiner Familie“. Leon Kaufmann gab einer gebannt lauschenden großen Menschenmenge einen Überblick über die Familie und deren Schicksal.

An einer Mauer, dort wo die Gasse vom Platz zur Issumer Straße führt, wurde ein Erinnerungsplakat angebracht, in der Nähe eine Gedenktafel enthüllt. Michael Gilad von der Jüdischen Gemeinde Krefeld nahm das Wort und auch Pastorin Heike Kluthe für die christlichen Kirchen. Alle dankten der Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt und dem Initiator, Karl-Heinz Foncken, für ihr Engagement.

Nachdem die Bürgermeisterin mahnte „Das darf nie wieder passieren“ intonierte Frank Scholzen vom Linner Männergesangverein das Lied „Donna Donna“ aus dem Kaddisch von Maurice Ravel. Leon Kaufmann summte es mit, und die Anspannung im Gesicht von Lewis Daniels wich einem gütigen Blick. Der Hauseingang Issumer Straße 7, vor dem vier Stolpersteine an die Familienmitglieder Daniels erinnern, war aus dem gestrigen Anlass mit deren Fotos und Kerzen geschmückt.

In der Sparkasse am Danziger Platz erinnert die Ausstellung „Gegen das Vergessen“ an die Familie. Die Nachfahren leben in den USA und den Niederlanden. Zu sehen sind Dokumente und Fotos von der Zerstörung der Linner Synagoge und Dokumente ehemaliger Linner Bürger jüdischen Glaubens.

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