Abkürzung Lebensgefährliche Kletterei im Oppumer Bahnhof

Viele Fußgänger steigen während des Umbaus in die Gleisanlage, statt die Brücke zu benutzen.

Abkürzung: Lebensgefährliche Kletterei im Oppumer Bahnhof
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Im Oppumer Bahnhof finden derzeit regelmäßig lebensgefährliche Kletterübungen statt. Da der Tunnel, der die Bahnsteige verbinden soll, noch nicht fertig ist, gibt es derzeit eine Fußgängerbrücke als Ersatz. Die ist aber vielen Fahrgästen entweder zu steil oder zu umständlich — sie bevorzugen die Abkürzung direkt über die Gleise.

Einzelfälle? Eher nicht. Denn eine kurze Beobachtungszeit am Bahnhof Oppum reicht aus, um diese Kletterübungen live zu erleben. Gerade ist der Niers—Express aus Richtung Düsseldorf kommend am mittleren Bahnsteig eingefahren. Mehrere Fahrgäste steigen aus, einige klettern auf die Brücke hoch. Doch zwei junge Frauen schauen sich kurz um, sondieren den gerade nicht vorhandenen Zugverkehr und springen auf die Gleise. Die Bahnsteigkante ist relativ hoch, doch hat der Maurer in die Wand eine „Treppenstufe“ eingebaut, die bei der Überwindung hilft. Gut gegangen!

Kurze Zeit später rauscht die RB33 herein. Ein junger Mann steigt aus. Auch er wirft einen kurzen Blick in beide Gleis-Richtungen und klettert geschickt auf die andere Seite. Wieder einmal gut gegangen!

In der Zwischenzeit ist auf dem Gleis auf der Seite der Werkstättenstraße eine Güterlok mit nur einem angekoppelten Kesselwagen durchgefahren. Und die hatte richtig Tempo drauf. Wäre auf diesem Gleis jemand gestolpert, hätte das böse ausgehen können.

Die Alternativen für die Fahrgäste mit Behinderung, für die die Überführung einfach zu steil ist, sind während der Zeit des Tunnelbaus nicht gerade großartig: Über Werkstättenstraße, Kuhleshütte, Weiden und dann die Hochfelder Straße zur anderen Seite des Bahnhofs läuft man gut einen Kilometer.

Der Weg hinter der Pizzeria „Mamma Mia“ ins Gebüsch, dann über die Brücke auf der anderen Seite zurück zum Bahnhof sieht nur vielversprechend aus. Ein junger Rucksackträger, der aus dieser Richtung kommt, veranschlagt — grob geschätzt — für die Strecke ebenfalls einen Kilometer. Nicht nur für Menschen, die auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, ist das kaum zumutbar. Auch Gehbehinderte werden diesen Weg nicht nehmen. Aber über die Schienen kommen sie auch nicht.

Ein Bahnsprecher erklärte auf WZ-Anfrage, man habe angesichts der lebensgefährlichen Situationen am Oppumer Bahnhof das Aufstellen zusätzlicher Schilder veranlasst. Zudem wurden Streifengänge der DB Sicherheit veranlasst. Der Bahnhof werde barrierefrei umgebaut — vorerst ist er das allerdings nicht: „Derzeit besteht vorübergehend nur die Möglichkeit, vom Außenbahnsteig an Gleis 1 barrierefrei zu reisen oder den Umweg über den Hauptbahnhof Krefeld zu nehmen“, so die Bahn.

Die Personenunterführung solle bereits Ende 2015 in Betrieb genommen werden, die anderen Modernisierungsarbeiten würden Anfang 2016 abgeschlossen sein.

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