Familienchronik: 300 Jahre in der Seidenstadt

Klaus Trüb hat eine Familienchronik verfasst. Darin schildert er auch seine Kriegserinnerungen.

Oppum. „Ein rechter Mann muss einen Sohn zeugen, ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und ein Buch schreiben“, dieser Spruch kam Nikolaus Paul Trüb in den Sinn, als er in Rente ging. Mit einem Sohn und einer Tochter war die erste Aufgabe bereits erfüllt, mit seiner Ehefrau Ingrid hatte er in Oppum auch schon ein Haus gebaut und einen Baum gepflanzt. Fehlte nur noch das Buch. Und das nahm Trüb in Angriff.

Nikolaus Paul Trüb, der Klaus gerufen wird, hat sich von Kindesbeinen an für Geschichte interessiert. Er hat Verwandte zum Thema befragt und sich Notizen gemacht. Für Trüb lag es deshalb nahe, eine Familienchronik zu verfassen. Seine vielen tausend Fotos halfen ihm beim Blick zurück.

„Meine frühesten Erinnerungen stammen aus der Zeit, in der ich etwa drei Jahre alt war. Ich war das einzige Kind im Haus und wurde von den Nachbarn sehr verwöhnt“, erinnert er sich. Besonders die Nachbarn aus der erste Etage hatten ihn ins Herz geschlossen. „Sie hatten einen verzierten, hölzernen Schallplattenspieler, mit einer imposanten Lautsprechermuschel. Dieses Gerät hat mich damals sehr beeindruckt.“

Geprägt von Fliegeralarm und Nächten im Keller sind die weniger schönen Erinnerungen des 73-Jährigen an die Zeit des Zweiten Weltkriegs. „Den Alarm habe ich heute noch im Ohr“, sagt er. Zum Ende des Krieges heulten die Sirenen immer öfter. „Wir mussten in den Keller und das meist in der Nacht. Ich rutschte auf dem Treppengeländer drei Etagen nach unten und kam als Erster an.“

Eines Tages habe eine fürchterliche Detonation das Haus erschüttert und das Dach abgedeckt. Als Trübs Vater sich einen Eindruck vom Ausmaß der Zerstörung machen will, schlägt eine Granate im Haus ein. „Von meinem Vater war längere Zeit nichts zu hören. Nach einer Zeit der Ungewissheit kam er dann total staubbedeckt, aber wohlbehalten zurück in den Keller. Wie waren alle sehr glücklich.“

Klaus Trüb hat nicht nur seine eigenen Erinnerungen in seiner Chronik verarbeitet. Er bekam auch Unterstützung vom Standesamt Mitte. Das half dem Amateur-Ahnenforscher und ließ ihn in den Standesamtbüchern blättern. Und die hielten auch für Trüb eine Überraschung parat: Sage und schreibe dreihundert Jahre und über acht Generationen ließ sich die Familie Trüb in Krefeld nachweisen. Angeführt wird die Ahnenreihe vom 1713 in „Crefeld“ geborenen Johann Wilhelm Drüb, genannt Triep. Im Laufe der Jahre wurde daraus Drueb und seit 1835 dann Trüb. Mit den gesamten Nachforschungen hat Trüb seine 294 Seiten umfassende Familienchronik gefüllt.

Stolz ist der Verfasser, dass nicht nur Seidenbarone oder Großunternehmer eine weit zurückreichende Familiengeschichte vorweisen können, sondern eben auch „ganz normale“ Familien: Johann Wilhelm Drüb etwa war Maler. Es folgten Drechsler und Seidenweber. Nur einer tanzte aus der Reihe, war als Medizinaldirektor an den Städtischen Krankenanstalten tätig. Neben der Chronik hat Klaus Trüb die Schrift „Meine Ahnen“ verfasst. Nun gilt es noch, die vielen Fotos aufzuarbeiten. An Arbeit fehlt es also nicht.

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